Italienischer EU-Abgeordneter soll Bestechungsgelder aus Marokko angenommen haben
Ermittler fördern im Fall „Quatargate Skandal“ immer mehr kriminelle Machenschaften ans Tageslicht
Ermittler, die den sogenannten „Qatargate“-Skandal im Europäischen Parlament untersuchen, werfen einem früheren italienischen EU-Abgeordneten vor, Schmiergelder aus Marokko entgegengenommen und eine Kreditkarte von einer Person namens „The Giant“ bezahlen lassen zu haben.
Die Vorwürfe kamen ans Licht, als ein Europäischer Haftbefehl gegen die Ehefrau von Pier Antonio Panzeri ausgestellt wurde.
Panzeri war einer von vier Personen, die während Anti-Korruptions-Razzien in Belgien verhaftet wurden.
Vermögenswerte wurden eingefroren
Laut dem Haftbefehl, steht Panzeri unter Verdacht, Zahlungen für politische Einflussnahme im Sinne von Katar und Marokko akzeptiert zu haben. Der Haftbefehl deutet darauf hin, dass Panzeri möglicherweise zusammen mit seiner Frau Maria Colleoni, an einer kriminellen Vereinigung beteiligt war.
Das Paar soll eine Kreditkarte von einem unbekannten Dritten, den sie „The Giant“ nannten, bezahlen lassen haben und 100.000 Euro für einen Weihnachtsurlaub ausgegeben haben.
Am Freitag, dem 9. Dezember, wurde Maria Colleoni in Italien festgenommen, ebenso wie ihre Tochter Silvia.
Die Brüsseler Polizei führte weitere Razzien in den Büros des Europäischen Parlaments durch, da die Ermittlungen weiterhin intensiviert wurden.
Der ehemalige EU-Abgeordnete Panzeri, 67, leitete die Parlamentsdelegation für die Beziehungen zur Arabischen Maghreb-Union, zu der auch Marokko zählt.
Die Vorwürfe, dass Rabat einen Abgeordneten bestochen habe, um Lobbyarbeit in seinem Interesse zu betreiben, kommen inmitten eines Skandals auf, der durch eine belgische Untersuchung über Behauptungen entstanden ist, dass Katar, der Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft 2022, versucht habe, sich durch Geschenke und Geldzahlungen Einfluss im Europäischen Parlament zu verschaffen.
Eva Kaili wurde ebenfalls angeklagt
Eva Kaili, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments und griechische sozialistische Abgeordnete, war die bekannteste der vier Personen, einschließlich Panzeri, die angeklagt wurden, nachdem die Polizei in Brüssel 16 Häuser durchsucht und mehr als 500.000 Pfund beschlagnahmt hatte.
Der Chef der griechischen Behörde zur Bekämpfung von Geldwäsche hat die Beschlagnahmung von Eigentum und finanziellen Vermögenswerten von Eva Kaili in Griechenland angeordnet.
Kaili hatte Katar in einer Rede im Europäischen Parlament als Vorreiter in Bezug auf Arbeitnehmerrechte bezeichnet.
Abstimmung über Katar abgesagt
Roberta Metsola, die Präsidentin des Europäischen Parlaments, warnte, dass das Europäische Parlament und die europäische Demokratie angegriffen würden. Infolge der Krise wurde eine geplante Abstimmung über die Visaliberalisierung zwischen der EU und Katar abgesagt.
Auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell und die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock zeigten sich besorgt über die schwerwiegenden Vorwürfe.
Katar hat jegliche Beteiligung an dem Skandal bestritten.
Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.