Warum die Höhe der Jugendarbeitslosigkeit in China keine Überraschung für die Partei ist – und was die Regierung gedenkt, dagegen zu unternehmen
China Jugendarbeitslosigkeit – Die erste Maßnahme kommt aus dem Einheitsbrei aller autokratischer
Staaten, denn ab sofort will die chinesische Regierung die Zahlen nicht mehr veröffentlichen.
Denn diese sind so explosiv, dass die Partei befürchtet, hiermit sozialen Sprengstoff zu entfachen.
Deshalb ist die Deutungshoheit, wenn man denn hier überhaupt etwas deuten will, für den gewünschten sozialen Frieden nicht unerheblich.
Gründe für die hohe Jugendarbeitslosigkeit – China Jugendarbeitslosigkeit
Natürlich hat auch die chinesische Wirtschaft, wie auch viele andere Volkswirtschaften des Globus, in den den letzten Covid-Jahren einiges an Schwung verloren.
Zumal speziell in China die Entwicklung durch die wirtschaftsfeindlichen Covid-Restriktionen der Regierung noch befeuert wurden.
Eingebettet in diese Situation entwickelte sich auch eine durchaus dynamische Immobilienkrise.
Beide Faktoren hatten ihre Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und verschärften den dort ohnehin schon seit Längerem gnadenlosen Arbeitskampf.
Denn zusätzlich wurden in Sektoren, in denen Bewerber in den letzten Jahren Arbeit fanden – die großen Internetfirmen und der Immobilien- und Bildungssektor – Hunderttausende Stellen abgebaut.
Denn in einigen zukunftsträchtigen Bereichen (IT, Finanzsektor) hatte sich eine Dynamik entwickelt, die zu einem blasenhaften Eigenleben wurde.
Aber solche Konstrukte haben in der Volksrepublik nur eine kurze Zeitachse der freien Entfaltung und so griffen folgerichtig zeitnah staatliche Regulationen.
Dieser bunter Straußr führte zu Einstellungsstopps oder gar zu Entlassungen, nur war dummerweise die Vase mit reichlich Studienabgänger, die einen Job suchten, gefüllt.
Die Jugendarbeitslosigkeit stieg ab 2019 sprunghaft an – China Jugendarbeitslosigkeit
Junge Chinesinnen und Chinesen haben noch vor etwas mehr als einem Jahrzehnt gerne im Agrar- und Industriesektor gearbeitet.
Jedoch lockte der Dienstleistungssektor und die sich rasant entwickelnde IT und die jungen Arbeitskräfte in die Städte.
Wie in vielen Ländern dieser Welt sehen Eltern ihre einzige Berufung oft darin, ihre Kinder auf einen Universitätsabschluss zu drillen und in China, auch in Verbindung mit dem starken Ego-Leiden durch den dortigen Diomianzi (Gesichtsverlust), ist dies vorsichtig ausgedrückt, sehr dominant.
Ergo haben immer mehr Chinesen einen Universitätsabschluss und erwarten einen Job entsprechend ihren Qualifikationen. Allein dieses Jahr sind knapp 12 Millionen Uni-Abgänger auf den Arbeitsmarkt geströmt.
Zwar gibt es zum Beispiel in der Bau- und Transportbranche große Nachfrage, jedoch braucht es für jene Stellen nicht zwingend ein Studium.
Und eine Berufsausbildung wie in Deutschland ist in China zwar in der Diskussion, jedoch (noch) wenig etabliert. China Jugendarbeitslosigkeit.
Im August gab die Regierung bekannt, dass sie die Jugendarbeitslosenzahlen bis auf Weiteres zurückzuhalten wird.
Das Argument für diese ungewöhnliche Maßnahme: Die Quote bzw. die Erhebung dazu müsse neu überarbeitet werden.
Denn die veröffentlichten Zahlen vom Juni stellen mit 21,3 Prozent einen neuen Rekordwert dar.
Eine chinesische Wirtschaftsprofessorin schrieb dazu in einem Artikel im Wirtschaftsmagazin «Caixin», dass die Quote sogar doppelt so hoch sein könne.
Nach einem kurzen Zeitfenster des ungläubigen Staunens der Bevölkerung verschwand dieser Artikel.
Was könnte die Regierung tun, um gegenzusteuern?
Peking versucht, Unternehmen mit Subventionen dazu zu bewegen, mehr Praktikanten einzustellen.
Auch sollen Universitäten wesentlich mehr befristete Stellen für Absolventen anbieten und die große Anzahl der Staatsfirmen und Behörden ist aufgefordert, mehr junge Leute einzustellen.
Weiterhin entdeckte die Partei erneut ihr Herz für die ländlichen Gebiete des Riesenreiches und empfahl den Studenten in die Provinz zu gehen, um die dortige Wirtschaft auf ein neues Level zu heben.
Diesen Ruf haben freudig bereits einige chinesische Provinzen aufgenommen und haben mit entsprechenden Programmen begonnen.
Bekommen Chinesen Arbeitslosengeld? China Jugendarbeitslosigkeit
Arbeitgeber und Arbeitnehmer zahlen in die Arbeitslosenkasse ein, der Staat subventioniert zusätzlich.
Da die Beitragshöhe meist weniger als ein Prozent des Bruttolohns ausmacht, fällt dann ein entsprechendes Arbeitslosengeld sehr gering aus und ist zudem noch auf 2 Jahre befristet.
Jedoch, oder vielleicht auch deshalb, ist nur knapp die Hälfte der städtischen Bewohner gegen Arbeitslosigkeit versichert.
Im Wesentlichen nutzt der Staat die Gelder in der Arbeitslosenkasse für Weiterbildung oder um neue Stellen zu schaffen.
Alles dies sieht nicht nach Aktionen, sondern eher nach Reaktionen aus. Denn Aktionen wiederum benötigten ein prosperierendes wirtschaftliches Umfeld und dies wiederum bedarf einer gewissen politischen, weltweiten Stabilität.
Somit sind es nun große Herausforderungen, die auf der chinesischen Regierung lasten. Wir hier im Westen täten gut daran, für diese Vorhaben die Daumen zu drücken.
China Jugendarbeitslosigkeit Quellen: NZZ, Reuters. Ergänzt, kommentiert, sortiert und überarbeitet von Ingo Noack.
China Jugendarbeitslosigkeit – Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.