Karl-Marx-Stadt wird wieder zu Chemnitz
Karl-Marx-Stadt wird wieder zu Chemnitz – Bürgerentscheid 1990 bringt historischen Stadtnamen zurück
Rückkehr zur Tradition
Am 23. April 1990 wurde das Ergebnis einer einwöchigen Bürgerbefragung in Karl-Marx-Stadt bekanntgegeben:
76 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner stimmten für die Rückbenennung in Chemnitz.
Die Entscheidung markierte einen bedeutenden Schritt im Umbruchjahr der Wendezeit und reflektierte den Wunsch vieler Menschen, sich von der Symbolik des DDR-Systems zu lösen.
Die Umbenennung wurde am 1. Juni 1990 durch einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung offiziell vollzogen.
Vom Industriezentrum zur Namensänderung
Die Stadt im sächsischen Erzgebirgsvorland wurde 1953 im Zuge der sozialistischen Umgestaltung der DDR nach dem Philosophen und Theoretiker der Arbeiterbewegung Karl Marx benannt.
Damit sollte ihre Rolle als Industriestandort und sozialistisches Vorbild unterstrichen werden.
Die Umbenennung war damals Teil einer breiten politischen Strategie, um marxistische Ideale im Stadtbild und Bewusstsein zu verankern.
Der „Nischel“ bleibt
Obwohl die Stadt wieder Chemnitz heißt, blieb eines der bekanntesten DDR-Monumente erhalten:
Der Kopf von Karl Marx, ein riesiges Bronze-Monument, das 1971 errichtet wurde.

Im Volksmund wird es liebevoll „Nischel“ genannt und ist heute eine Touristenattraktion.
Die Stadt hat sich dieses Erbe zu eigen gemacht:
Mit dem Slogan „Stadt mit Köpfchen“ wirbt Chemnitz für sich als Ort von Geschichte, Wandel und neuen Ideen.
Symbolischer Neuanfang
Die Entscheidung zur Umbenennung war nicht nur ein administrativer Akt, sondern ein symbolischer Neuanfang.
In einer Zeit, in der sich die Menschen in Ostdeutschland neu orientierten, stand Chemnitz für die Rückkehr zu regionaler Identität und historischer Kontinuität.
Gleichzeitig zeigte die Akzeptanz des „Nischels“, dass Geschichte differenziert betrachtet und nicht zwangsläufig ausgelöscht werden muss.
Chemnitz zwischen Geschichte und Zukunft
Die Rückbenennung von Karl-Marx-Stadt zu Chemnitz war ein Ausdruck demokratischen Willens in einer Zeit tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderung.
Heute steht Chemnitz für Erinnerung und Erneuerung zugleich.
Der Mix aus Industrie, Kultur, Denkmalpflege und bürgerschaftlichem Engagement macht die Stadt zu einem lebendigen Beispiel für den Wandel in Ostdeutschland.
Karl-Marx-Stadt wird wieder zu Chemnitz – Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.