Bundesregierung will massiv aufrüsten
Angriffe aus dem Ausland nehmen weiter zu – Dobrindt warnt vor hybriden Bedrohungen
Cyberkriminalität auf hohem Niveau – Deutschland steht weiter im Visier internationaler Cyberkrimineller.
Wie aus dem aktuellen Lagebild Cybercrime hervorgeht, bleibt die Bedrohungslage auf anhaltend hohem Niveau.
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) und BKA-Präsident Holger Münch präsentierten in Berlin alarmierende Zahlen und kündigten ein umfangreiches Maßnahmenpaket an.
Mehr als 330.000 registrierte Fälle – Angriffe aus dem Ausland dominieren
Die Zahl der registrierten Cybercrime-Fälle mit Deutschlandbezug lag 2024 bei über 330.000.
Während die inländischen Tatverdächtigen leicht rückläufig sind – von 134.000 auf 131.000 – nahm die Zahl der aus dem Ausland verübten Angriffe weiter zu: von rund 190.000 auf knapp 202.000 Fälle.
Innenminister Dobrindt sprach von einer „alarmierenden Entwicklung“, die die Verwundbarkeit staatlicher und wirtschaftlicher Strukturen deutlich mache.
Besonders besorgniserregend sei, dass viele der Angriffe aus geopolitisch aufgeladenen Kontexten stammen – die Grenzen zwischen kriminellen und politischen Motiven verwischten zunehmend.
178 Milliarden Euro Schaden – Rekordniveau
Die finanziellen Schäden durch Cyberangriffe erreichten 2024 mit 178,6 Milliarden Euro einen neuen Höchststand.
Das ist ein Anstieg um rund 30 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr.
Besonders betroffen seien laut dem Digitalverband Bitkom Unternehmen aus dem Mittelstand, aber auch öffentliche Verwaltungen und kritische Infrastrukturen.
„Cyberangriffe sind keine isolierten Straftaten mehr, sondern Teil moderner Kriegsführung und Wirtschaftsspionage“, betonte Dobrindt.
Ransomware bleibt Hauptbedrohung – Rückgang durch bessere Abwehr
Laut Lagebild bleibt Ransomware die gefährlichste Form der Cyberkriminalität.
In rund 950 Fällen meldeten Unternehmen gezielte Erpressungsangriffe, bei denen Systeme verschlüsselt und erst gegen Lösegeld freigegeben wurden.
Allerdings registrierte die Polizei in diesem Bereich einen leichten Rückgang, was Dobrindt auf verbesserte Sicherheitsmaßnahmen zurückführt.
Russische DDoS-Angriffe auf Verwaltungen – neue Kanäle für Cybercrime-Dienste
Neben Ransomware häufen sich auch sogenannte DDoS-Attacken (Distributed Denial-of-Service), bei denen Systeme durch gezielte Überlastung lahmgelegt werden.

Besonders häufig wurden diese Angriffe aus Russland gemeldet, wobei sich der Fokus zunehmend auf öffentliche Verwaltungen und kommunale IT-Systeme richtet.
Auch vereinzelte anti-israelische Cyberangriffe wurden dokumentiert.
Zudem warnt das BKA vor einer neuen Entwicklung: Messenger-Dienste wie Telegram oder Signal würden zunehmend zur Plattform für kriminelle Angebote – sogenannte „Cybercrime-as-a-Service“.
Damit verlagert sich der digitale Schwarzmarkt aus dem Darknet in den Alltag.
Aufklärungsquote bleibt niedrig – internationale Täter schwer greifbar
Die Aufklärungsquote bei Cybercrime liegt laut BKA bei nur 32 Prozent – deutlich unter der allgemeinen Quote von rund 58 Prozent.
Hauptproblem bleibt die grenzüberschreitende Dimension der Kriminalität.

„Viele Täter operieren von Ländern aus, die mit deutschen Strafverfolgern nicht oder nur unzureichend kooperieren“, sagte BKA-Chef Münch.
Gleichzeitig betonte Münch auch Erfolge, wie etwa die Zerschlagung illegaler Online-Marktplätze für Waffen und Drogen.
Innenminister Dobrindt kündigt massive Aufrüstung an – Cyberkriminalität auf hohem Niveau
Angesichts der Entwicklungen kündigte Innenminister Dobrindt eine umfassende Cyber-Sicherheitsinitiative an.
„Wir rüsten massiv auf – rechtlich, technisch und organisatorisch“, sagte er.
Geplant sind:
- Mehr Befugnisse für Sicherheitsbehörden bei der digitalen Strafverfolgung
- Höhere Sicherheitsstandards für staatliche IT-Systeme
- Ausbau von Frühwarnsystemen und Schutzsoftware in Behörden und Unternehmen
- Künstliche Intelligenz zur Bekämpfung von Cyberkriminalität
Dobrindt warnte zugleich, dass auch die Angreifer zunehmend KI-Technologien nutzen, etwa zur Täuschung bei Phishing-Angriffen.
Deutschland steht vor digitaler Sicherheitswende – Cyberkriminalität auf hohem Niveau
Mit Blick auf die wachsende digitale Bedrohungslage fordert das Lagebild Cybercrime 2025 ein konsequentes Umdenken in Politik, Verwaltung und Wirtschaft.
Sicherheitsbehörden stehen vor der Herausforderung, sich einer global agierenden und hochprofessionellen Cyberkriminalität zu stellen – und gleichzeitig Bürgerrechte, Datenschutz und internationale Zusammenarbeit nicht aus dem Blick zu verlieren.
Ob die angekündigten Maßnahmen reichen werden, bleibt abzuwarten – klar ist:
Die digitale Frontlinie verläuft längst mitten durch unsere Gesellschaft.
Cyberkriminalität auf hohem Niveau – Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.
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