1992: Bundeswehr beginnt ersten UNO-Einsatz in Kambodscha
Bundeswehr erster UNO-Einsatz – Sanitätsdienst im Rahmen der Friedensmission UNTAC – Deutschland übernimmt internationale Verantwortung
Premiere in der Auslandspolitik
Am 11. Mai 1992 beginnt mit dem Einsatz der Bundeswehr in Kambodscha ein neues Kapitel in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik:
Zum ersten Mal wird die Bundeswehr offiziell im Rahmen einer UNO-Friedensmission eingesetzt – ein Schritt, der damals als politisches und historisches Novum galt.
Im Auftrag der United Nations Transitional Authority in Cambodia (UNTAC) übernimmt Deutschland die medizinische Versorgung der Blauhelmtruppen und Teile der Zivilbevölkerung.
Der Einsatz dauert bis November 1993 und ist damit die erste aktive Beteiligung der Bundesrepublik an einem Friedenseinsatz unter der Flagge der Vereinten Nationen.
UNTAC: Ein Friedensprojekt in einem zerrissenen Land
Kambodscha war in den Jahren zuvor von Gewalt, Terror und Bürgerkrieg gezeichnet. Nach der Machtübernahme der Roten Khmer unter Pol Pot im Jahr 1975 folgten Millionen Tote durch Zwangsarbeit, Hunger und politische Säuberungen.
Der Einmarsch vietnamesischer Truppen 1979 führte zwar zum Ende des Schreckensregimes, stürzte das Land jedoch in einen lang anhaltenden Bürgerkrieg zwischen verschiedenen Gruppen.
Erst 1991 unterzeichneten die vier Bürgerkriegsparteien – darunter auch die Roten Khmer – ein umfassendes Friedensabkommen unter der Vermittlung der Vereinten Nationen.
Die UNTAC-Mission sollte den Waffenstillstand sichern, die Einhaltung des Friedensabkommens überwachen, Entwaffnung begleiten und freie Wahlen ermöglichen.
Bundeswehr im humanitären Einsatz
Rund 150 Sanitätssoldatinnen und -soldaten der Bundeswehr wurden nach Kambodscha entsandt.
Ihre Aufgabe war es, ein Lazarett zu betreiben und die medizinische Betreuung der etwa 22.000 UNO-Mitarbeitenden und Soldaten aus 46 Ländern sicherzustellen.
Darüber hinaus versorgte die Bundeswehr auch Teile der kambodschanischen Bevölkerung, deren Gesundheitsversorgung nach Jahren des Krieges weitgehend zusammengebrochen war.
Die Truppe war in der Provinz Kompong Thom stationiert, einer ländlichen Region im Zentrum des Landes.
Dort herrschten tropische Temperaturen, schlechte Infrastruktur und zum Teil gefährliche Bedingungen – nicht zuletzt durch verbliebene Minen und bewaffnete Banden.
Politische Debatte in Deutschland
Der Kambodscha-Einsatz war innenpolitisch hoch umstritten. Die Verfassungslage war damals noch nicht abschließend geklärt.

Kritiker warnten vor einer möglichen Aushöhlung des Parlamentsvorbehalts und der historischen Zurückhaltung Deutschlands in militärischen Auslandseinsätzen.
Befürworter hingegen sahen im Einsatz ein Zeichen für das neue außenpolitische Selbstverständnis eines vereinten Deutschlands, das bereit sei, Verantwortung in der Welt zu übernehmen – nicht mit Waffen, sondern mit medizinischer Hilfe und im Dienst der internationalen Gemeinschaft.
UNTAC und die Folgen
Die UNTAC-Mission in Kambodscha gilt trotz vieler Schwierigkeiten als einer der erfolgreicheren UNO-Einsätze.
Im Mai 1993 fanden unter ihrer Aufsicht die ersten freien Wahlen seit Jahrzehnten statt.
Trotz anhaltender Spannungen wurde damit der Weg zur politischen Stabilisierung zumindest teilweise geebnet.
Für die Bundeswehr war der Einsatz eine Feuertaufe:
Er zeigte, dass Deutschland in der Lage war, in multinationalen Strukturen mitzuwirken, und prägte die spätere Entwicklung hin zu einer stärker international engagierten Armee.
Meilenstein der deutschen Außenpolitik
Der Bundeswehreinsatz in Kambodscha war mehr als ein humanitärer Beitrag – er markierte eine Zeitenwende in der deutschen Sicherheitspolitik.
Erstmals wurde die Bundeswehr Teil einer weltweiten Friedensmission und bewährte sich in einem schwierigen Umfeld.
Der sanitätsdienstliche Einsatz war ein Symbol für das neue Selbstverständnis Deutschlands in der internationalen Gemeinschaft – und ein frühes Beispiel für gelebte globale Solidarität.
Bundeswehr erster UNO-Einsatz – Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.