1992: Russland erkennt Krim-Zugehörigkeit zur Ukraine an
Krim-Zugehörigkeit zur Ukraine – Ein seltener Moment der Entspannung im frühen postsowjetischen Verhältnis – später durch Annexion überschattet
Ein überraschendes Einlenken aus Moskau
Am 18. Mai 1992 sendet Russland ein Signal der Deeskalation in einem Konflikt, der später Europa erschüttern sollte:
Inmitten eines schwelenden Streits über die Zugehörigkeit der Krim-Halbinsel erklärt der damalige Parlamentspräsident Ruslan Chasbulatow, Russland erhebe keine Gebietsansprüche auf die Krim.
Die Ankündigung kommt überraschend – noch Wochen zuvor war im russischen Parlament über eine Rückführung der Krim an Russland debattiert worden.
Die Region war in sowjetischer Zeit von der russischen Sowjetrepublik an die ukrainische SSR übertragen worden – ein Verwaltungsakt mit historischen Folgen.
Die Krim nach dem Ende der Sowjetunion
Nach der Auflösung der Sowjetunion im Dezember 1991 wurde die Krim Teil des neuen ukrainischen Staates.
In der Bevölkerung, vor allem unter den russischstämmigen Bewohnern, war die Stimmung jedoch gespalten.
Viele betrachteten sich weiterhin als kulturell und politisch Russland zugehörig.
In Sewastopol, dem Sitz der ehemaligen sowjetischen Schwarzmeerflotte, regte sich Widerstand gegen die Zugehörigkeit zur Ukraine.
Lokale Politiker und Aktivisten drängten auf ein Referendum über die Unabhängigkeit der Krim, das von der ukrainischen Zentralregierung jedoch unterbunden wurde.
Ein Kompromiss mit offenem Ende
Die Antwort aus Kiew war ein politischer Kompromiss:
Die Krim erhielt im Jahr 1992 den Status einer „Autonomen Republik“ innerhalb der Ukraine, mit einem eigenen Parlament und weitreichenden Selbstverwaltungsrechten.
Diese Autonomie sollte regionale Identität mit staatlicher Zugehörigkeit versöhnen.
Die Erklärung Chasbulatows, Russland akzeptiere diesen Status, wurde international als konstruktiver Schritt gewertet.
Der Westen begrüßte die Einigung als Zeichen dafür, dass sich der postsowjetische Raum friedlich neu ordnen könne.
Ein historischer Moment – und ein gebrochenes Versprechen
Die Anerkennung der ukrainischen Souveränität über die Krim im Jahr 1992 war nicht unumstritten in Russland, aber sie bildete für viele Jahre den Grundkonsens im Verhältnis beider Länder.
Auch im Budapester Memorandum von 1994 bestätigte Russland die Unverletzlichkeit der ukrainischen Grenzen im Gegenzug für die Aufgabe der ukrainischen Atomwaffen.

Doch dieser Konsens wurde 2014 auf dramatische Weise gebrochen:
Nach dem Machtwechsel in Kiew und den Protesten auf dem Maidan intervenierte Russland militärisch auf der Krim und organisierte ein international nicht anerkanntes Referendum über den Beitritt zur Russischen Föderation.
Seither gilt die Krim völkerrechtlich als annektiertes Gebiet, was zu tiefen Spannungen zwischen Russland, der Ukraine und dem Westen geführt hat.
Rückblick mit Schatten – Krim-Zugehörigkeit zur Ukraine
Das Einlenken Russlands im Mai 1992 erscheint heute als kurze Phase der Vernunft und Diplomatie, bevor sich die nationalistischen Kräfte in Russland durchsetzten.
Die damalige Anerkennung der Krim als Teil der Ukraine zeigt, dass ein friedliches Miteinander möglich war – zumindest auf dem Papier.
Viele Beobachter sehen in der Rücknahme dieser Anerkennung im Jahr 2014 den Beginn einer geopolitischen Konfrontation, die bis heute andauert – mit Krieg, Sanktionen und einer erschütterten europäischen Sicherheitsordnung.
Verpasste Chance auf Stabilität – Krim-Zugehörigkeit zur Ukraine
Der 18. Mai 1992 war ein Tag, an dem ein gefährlicher Territorialstreit friedlich beigelegt zu sein schien.
Er markiert eine verpasste Chance auf langfristige Stabilität im postsowjetischen Raum.
Die spätere Wende Russlands unter Präsident Putin hat gezeigt, wie fragil völkerrechtliche Garantien sein können, wenn geopolitische Interessen über das Völkerrecht gestellt werden.
Der Blick zurück auf diesen Tag mahnt: Frieden braucht Verlässlichkeit – und das Einhalten von Versprechen.
Krim-Zugehörigkeit zur Ukraine – Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.