Merz reist zu Antrittsbesuch ins Weiße Haus
Kanzler trifft Präsident – Es ist ein Treffen mit Gewicht:
Am Donnerstag empfängt US-Präsident Donald Trump Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu dessen erstem offiziellen Besuch in Washington.
Der Antrittsbesuch im Weißen Haus markiert einen zentralen Moment für die transatlantischen Beziehungen – und für Merz persönlich, der sich mit Trump auf internationalem Parkett bewähren muss.
Premiere im Oval Office – mit ungewöhnlicher Ehre im Blair House
Laut Regierungssprecher Stefan Kornelius wird das Programm klassisch protokollarisch ablaufen – und doch mit einer diplomatischen Besonderheit versehen:
Merz soll im Blair House, dem offiziellen Gästehaus des US-Präsidenten gegenüber dem Weißen Haus, übernachten.
Diese Unterkunft ist ausländischen Staatsgästen vorbehalten – ein Signal, dass Trump den Besuch des deutschen Kanzlers hoch gewichtet.
Neben einem Vier-Augen-Gespräch im Oval Office sind ein gemeinsames Mittagessen und eine anschließende Pressekonferenz geplant.
Es ist das erste persönliche Treffen der beiden Politiker – bis dato hatten sie sich nur vor Jahren kurz in New York gesehen.
Ukraine-Krieg und NATO-Zusammenhalt als Kernthemen
Politisch dominieren drei Konfliktlinien das Gespräch:
- Der Krieg in der Ukraine, insbesondere die künftige militärische Unterstützung durch die USA und Europa
- Die Rolle der NATO angesichts wachsender geopolitischer Spannungen – nicht nur mit Russland, sondern auch mit China und dem Nahen Osten
- Der transatlantische Zollstreit, den Trump zuletzt durch neue Ankündigungen verschärft hat
Merz dürfte versuchen, Trump für eine koordinierte, europafreundliche Ukraine-Politik zu gewinnen – ein schwieriges Unterfangen angesichts Trumps bekannter Skepsis gegenüber internationalen Bündnissen und seinem wirtschaftlichen Nationalismus.
Persönliche Chemie gefragt: Friedrich und Donald per SMS
Ob aus der transatlantischen Zweckgemeinschaft auch ein persönliches Verhältnis erwächst, könnte entscheidend für den Erfolg der Gespräche sein.
Nach Angaben aus Regierungskreisen kommunizieren Merz und Trump inzwischen auch direkt per SMS – seit dem letzten Telefonat duzen sie sich und sprechen sich mit den Vornamen „Friedrich“ und „Donald“ an.

„Das ist nicht selbstverständlich, aber im Moment funktioniert der persönliche Draht besser als in mancher Amtszeit davor“, heißt es aus diplomatischen Kreisen in Berlin.
Die engere Kommunikation sei vor allem während der Telefonate mit europäischen Regierungschefs zur Ukraine-Krise entstanden.
Vertrauter Vorlauf: Wadephul trifft Rubio
Bereits in der Woche zuvor hatte Außenminister Johann Wadephul (CDU) in Washington Vorbereitungsarbeit geleistet. Er traf sich dort mit seinem US-Amtskollegen Marco Rubio.
Dabei wurden zentrale außen- und sicherheitspolitische Koordinationslinien abgesteckt – auch zur Frage, inwiefern sich die USA künftig an Wiederaufbaumaßnahmen in der Ukraine beteiligen wollen.
Kanzler mit außenpolitischem Anspruch – Kanzler trifft Präsident
Der Antrittsbesuch ist auch innenpolitisch ein wichtiger Moment für Friedrich Merz.
Er will sich nicht nur als ordnungspolitisch klarer Kursgeber in Deutschland, sondern auch als souveräner außenpolitischer Akteur auf der Weltbühne profilieren.
Ein gelungener Besuch in Washington wäre ein bedeutender Schritt auf diesem Weg – auch im Hinblick auf das wachsende außenpolitische Profil der CDU.
Zukunft der Partnerschaft auf dem Prüfstand – Kanzler trifft Präsident
Die Gespräche zwischen Merz und Trump finden in einer Phase statt, in der das transatlantische Verhältnis zwischen Stabilität und Skepsis pendelt. Europa sorgt sich um Trumps Rückkehr zur „America First“-Politik, während in den USA Zweifel an der militärischen Lastenteilung im Bündnis fortbestehen.
Der Besuch bietet daher nicht nur Raum für politische Vereinbarungen – sondern auch für die symbolische Wiederbelebung einer Partnerschaft, die in den letzten Jahren oft auf die Probe gestellt wurde.
Friedrich Merz und Donald Trump treten mit sehr unterschiedlichen politischen Biografien und Weltbildern in den Dialog – doch gerade deshalb birgt ihr erstes persönliches Treffen strategisches Potenzial.
Gelingt es Merz, Brücken zu bauen, ohne Prinzipien zu opfern, könnte der Washington-Besuch zu einem Wendepunkt der deutsch-amerikanischen Beziehungen werden.
Kanzler trifft Präsident – Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.