Rekordhoch bei Einbürgerungen: Fast 292.000 neue deutsche Staatsbürger im Jahr 2024
Rekordhoch bei Einbürgerungen – Noch nie seit Beginn der statistischen Erfassung im Jahr 2000 haben sich so viele Menschen in Deutschland einbürgern lassen wie im Jahr 2024.
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag mitteilte, erhielten 291.955 Ausländerinnen und Ausländer im vergangenen Jahr die deutsche Staatsbürgerschaft – ein Anstieg von rund 46 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die Zahlen spiegeln nicht nur veränderte gesetzliche Rahmenbedingungen wider, sondern auch die Dynamik gesellschaftlicher, geopolitischer und integrationspolitischer Entwicklungen.
Syrer erstmals stärkste Gruppe unter Eingebürgerten
Besonders auffällig ist die Zusammensetzung der eingebürgerten Personen: 28 Prozent von ihnen – also mehr als jede vierte Person – stammte ursprünglich aus Syrien.
Damit stellen syrische Staatsangehörige zum ersten Mal die größte Gruppe der Einbürgerungen in einem Kalenderjahr.
Es folgen Einbürgerungen von türkischen (8 %), irakischen (5 %), russischen (4 %) und afghanischen (3 %) Staatsangehörigen.
Die Zahlen reflektieren nicht zuletzt die weltpolitische Lage der letzten Jahre – insbesondere die Auswirkungen von Krieg, Flucht und Asylmigration.
Durchschnittlicher Aufenthalt vor Einbürgerung: 11,8 Jahre
Die Dauer des Aufenthalts vor Einbürgerung lag 2024 im Schnitt bei 11,8 Jahren.
Dabei zeigen sich große Unterschiede zwischen den Herkunftsländern:
- Syrien: 7,4 Jahre
- Irak: 8,7 Jahre
- Afghanistan: 8,9 Jahre
- Russland: 14,5 Jahre
- Türkei: 23,1 Jahre
Vor allem bei türkischen Staatsangehörigen zeigt sich eine lange Wartezeit – oftmals, weil die Einbürgerung aus familiären oder politischen Gründen aufgeschoben wurde.
Gesetzesreform beschleunigt Verfahren deutlich
Ein Hauptgrund für den sprunghaften Anstieg liegt in der Reform des Staatsangehörigkeitsrechts, die im Juni 2024 in Kraft trat. Seither ist eine Einbürgerung bereits nach fünf Jahren Aufenthalt möglich – statt wie bisher nach acht.

Wer besondere Integrationsleistungen nachweist, etwa durch schulische oder berufliche Erfolge, kann sogar nach nur drei Jahren den deutschen Pass erhalten.
2024 profitierten davon sieben Prozent aller Eingebürgerten.
Die neue Regelung erlaubt zudem grundsätzlich doppelte Staatsbürgerschaft, was das Verfahren für viele Menschen attraktiver gemacht hat.
Neue Bundesregierung will Reform wieder einschränken
Kaum ein Jahr nach der Einführung steht das modernisierte Staatsangehörigkeitsgesetz allerdings wieder zur Disposition. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) kündigte eine Rücknahme zentraler Elemente an.
Die Einbürgerung nach nur drei Jahren solle wieder abgeschafft werden.
Stattdessen soll der deutsche Pass frühestens nach fünf Jahren vergeben werden – auch bei herausragenden Integrationsleistungen.
„Die Express-Einbürgerung nach drei Jahren Aufenthalt war ein Irrweg“, erklärte Dobrindt.
„Wir beenden den jetzt. Die deutsche Staatsbürgerschaft muss am Ende eines Integrationsprozesses stehen – nicht am Anfang.“
Kritik von Integrationsverbänden und Kommunen – Rekordhoch bei Einbürgerungen
Der geplante Kurswechsel sorgt für Kritik. Integrationsverbände und viele Kommunen warnen vor einem Rückschritt:
„Eine frühe Einbürgerung schafft Verbindlichkeit und fördert aktive Teilhabe. Wer von Anfang an dazugehören darf, integriert sich meist auch besser“, sagte die Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands.
Auch der Deutsche Städtetag betonte, dass kürzere Einbürgerungsfristen in vielen Städten positiv aufgenommen worden seien – besonders im Hinblick auf junge Menschen mit dauerhaftem Aufenthalt, Ausbildung oder Arbeit.
Rekord mit politischem Nachspiel – Rekordhoch bei Einbürgerungen
Die Rekordzahlen bei Einbürgerungen im Jahr 2024 markieren einen historischen Wendepunkt – nicht nur statistisch, sondern auch politisch. Während sich die einen über einen „Erfolg moderner Integrationspolitik“ freuen, sehen andere darin einen Verlust an symbolischer Hürde auf dem Weg zur Staatsangehörigkeit.
Ob der Trend anhält oder durch eine erneute Gesetzesänderung gebremst wird, dürfte 2025 zu einem zentralen politischen Streitthema werden.
Der deutsche Pass bleibt nicht nur ein Reisedokument – sondern Ausdruck einer Grundsatzentscheidung darüber, wie offen sich Deutschland in einer zunehmend globalisierten Welt definieren will.
Rekordhoch bei Einbürgerungen – Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.