Zoll-Deal zwischen EU und USA bringt deutschen Unternehmen neue Sorgen
Deutsche Unternehmen in Sorge – DIHK-Umfrage zeigt: Mehrheit rechnet mit zusätzlichen Belastungen – Handelsunsicherheit wächst
Berlin/Washington – Eigentlich sollte die Einigung im Zollstreit zwischen der EU und den USA für Entspannung sorgen.
Doch für viele deutsche Unternehmen ist sie das Gegenteil:
Ein Grund zur Sorge.
Wie aus einer aktuellen Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) hervorgeht, erwarten über 58 Prozent der befragten Betriebe zusätzliche Belastungen durch den vorläufigen Deal.
Bei exportorientierten Firmen mit direktem US-Geschäft liegt der Anteil sogar bei alarmierenden 74 Prozent.
Keine Entlastung in Sicht – nur fünf Prozent erwarten Vorteile
Die wirtschaftliche Entlastung, die sich viele Unternehmen von einer politischen Einigung erhofft hatten, bleibt offenbar aus.
Gerade einmal fünf Prozent der Befragten rechnen laut DIHK mit positiven Effekten.
Die übrigen Unternehmen sehen sich mit neuen Hürden konfrontiert:
Höhere Zölle, bürokratischer Mehraufwand und sinkende Wettbewerbsfähigkeit auf dem US-Markt sind die meistgenannten Probleme.
Die DIHK befragte zwischen dem 31. Juli und dem 4. August insgesamt 3.355 Unternehmen verschiedenster Branchen.
Das Ergebnis zeigt ein deutliches Stimmungsbild: Der aktuelle Zollkompromiss verschärft die wirtschaftliche Unsicherheit – insbesondere mit Blick auf die USA als wichtigen Absatzmarkt und Investitionsstandort.
15-Prozent-Zollsatz trifft deutsche Exporteure hart
Im Zentrum der Kritik steht der neu vereinbarte Zollsatz von 15 Prozent auf EU-Importe in die USA, der ab dem 7. August gelten soll.
Dieser ersetzt den bisherigen Basiszollsatz von zehn Prozent – ein Schritt, der für viele Firmen mit direkten Handelsbeziehungen in die Vereinigten Staaten spürbare Mehrkosten bedeutet.
Schon jetzt berichten 89 Prozent der US-aktiven Unternehmen von negativen Auswirkungen, vor allem durch Unsicherheit in der Planung und Logistik.

Der Anstieg des Zollsatzes führe dazu, dass 84 Prozent der betroffenen Unternehmen zumindest einen Teil der zusätzlichen Kosten an ihre Kundinnen und Kunden in den USA weitergeben.
Dies trage wiederum zur Inflation auf dem US-Markt bei und verschlechtere die Absatzchancen deutscher Produkte.
Investitionsbereitschaft sinkt, Rückzug aus dem US-Markt geplant – Deutsche Unternehmen in Sorge
Die anhaltende Unsicherheit in der US-Handelspolitik hat auch strategische Konsequenzen.
Laut DIHK geben 54 Prozent der Unternehmen mit direktem US-Geschäft an, ihre Handelsbeziehungen mit den USA reduzieren zu wollen.
Etwa ein Viertel der befragten Firmen plant, geplante Investitionen zu verschieben oder ganz zu streichen.
Diese Entwicklung trifft vor allem exportstarke Branchen wie Maschinenbau, Automobilzulieferer, Medizintechnik und chemische Industrie – Sektoren, die in den vergangenen Jahren besonders stark auf transatlantische Partnerschaften gesetzt haben.
Bürokratie statt Planbarkeit – Kritik an EU-Kommission – Deutsche Unternehmen in Sorge
Neben den wirtschaftlichen Mehrkosten kritisieren viele Unternehmen auch den Mangel an Transparenz und Planbarkeit bei der Umsetzung des Abkommens.
Zwar wurde die Einigung zwischen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und dem US-Präsidenten Donald Trump als diplomatischer Fortschritt gefeiert.
Doch aus Sicht der Wirtschaft fehlt es an verlässlichen Rahmenbedingungen.
Die Formulierung als „vorläufiger Deal“ sorgt zusätzlich für Misstrauen: Viele befürchten, dass neue Verhandlungen oder weitere Zollschritte jederzeit möglich sind.
Die DIHK fordert daher von der EU-Kommission, in den kommenden Verhandlungsrunden konkrete wirtschaftliche Verbesserungen für die Unternehmen durchzusetzen – etwa in Form von Erleichterungen bei Standards, Zollverfahren oder digitaler Bürokratie.
Unerwartete Chance: US-Zölle auf Schweizer Produkte – Deutsche Unternehmen in Sorge
Einen möglichen Lichtblick bietet ausgerechnet ein anderes Land:
Die Schweiz, die kein EU-Mitglied ist, wird von den neuen US-Zöllen deutlich härter getroffen. Für viele ihrer Exporte soll künftig ein Zollsatz von 39 Prozent gelten.
Zum Vergleich: Die EU muss mit einem Satz von 15 Prozent leben.
Deutsche Unternehmen, die mit Schweizer Wettbewerbern auf dem US-Markt konkurrieren, könnten daraus preisliche Vorteile ziehen – insbesondere in hochspezialisierten Industriebereichen wie Pharma, Maschinenbau und Präzisionstechnik.
Ob sich diese Chance wirtschaftlich tatsächlich niederschlägt, ist jedoch noch offen – zumal auch deutsche Firmen unter steigenden Kosten und politischer Unsicherheit leiden.
Politischer Kompromiss, wirtschaftliche Belastung – Deutsche Unternehmen in Sorge
Der vorläufige Zoll-Deal zwischen EU und USA bringt deutschen Unternehmen wenig Sicherheit, aber viele neue Herausforderungen. Die hohen Erwartungen an eine Entspannung der transatlantischen Handelsbeziehungen wurden enttäuscht.
Stattdessen wächst der Druck auf Betriebe, ihre US-Strategie zu überdenken, Investitionen anzupassen und neue Märkte zu erschließen.
Ein echter Durchbruch in den Handelsbeziehungen bleibt aus – und die Sorge vor der nächsten Eskalationsstufe bleibt bestehen.
Deutsche Unternehmen in Sorge – Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.