Deutschland weist Reparationsforderungen erneut zurück
Polens Präsident in Berlin – Der erste Antrittsbesuch des neuen polnischen Präsidenten Karol Nawrocki in Berlin stand im Zeichen einer alten und immer wiederkehrenden Kontroverse:
der Forderung nach Reparationszahlungen in Höhe von 1,3 Billionen Euro für die Zerstörungen und Verbrechen des Zweiten Weltkriegs.
Während Nawrocki auf Wiedergutmachung pochte, lehnten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Friedrich Merz die Forderung erneut entschieden ab.
Reparationsfrage als zentrales Thema
Nawrocki machte in seinen Gesprächen mit Steinmeier im Schloss Bellevue und später mit Kanzler Merz im Kanzleramt deutlich, dass er die Reparationsfrage keineswegs als abgeschlossen betrachtet.
Polen sei weiterhin überzeugt, Anspruch auf Zahlungen zu haben, und stütze sich dabei auf ein Gutachten einer parlamentarischen Kommission aus dem Jahr 2021, das die Summe auf 1,3 Billionen Euro beziffert.
Der Präsident äußerte die Hoffnung, dass es irgendwann zu einer Einigung zwischen beiden Staaten komme.
Deutschlands Position: Rechtslage geklärt – Polens Präsident in Berlin
Die Bundesregierung hält dagegen: Aus deutscher Sicht ist die Reparationsfrage längst abgeschlossen. Bereits 1953 verzichtete Polen in einer offiziellen Erklärung auf weitere Forderungen.
Dieser Verzicht wurde 1970 im Rahmen der Ostverträge mit Bundeskanzler Willy Brandt nochmals bekräftigt.
Auch im Zuge der Zwei-plus-Vier-Verhandlungen von 1990, die die deutsche Einheit regelten und die Oder-Neiße-Grenze bestätigten, stellte Polen keine neuen Ansprüche.

Für Deutschland regelt der Zwei-plus-Vier-Vertrag daher abschließend alle Rechtsfolgen des Zweiten Weltkriegs.
Ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages aus dem Jahr 2017 stützt diese Position.
Es verweist darauf, dass Polen seit Inkrafttreten des Vertrages nie ein völkerrechtlich verbindliches Verfahren zur Durchsetzung von Reparationen eingeleitet hat.
Erinnerungskultur statt Geldforderungen
Während Steinmeier und Merz auf die rechtliche Endgültigkeit verwiesen, betonten sie zugleich die Verantwortung Deutschlands für die Verbrechen der NS-Zeit. Die Förderung der Erinnerungskultur und die Versöhnung mit Polen blieben eine dauerhafte historische Verpflichtung.
Finanzielle Reparationsforderungen jedoch lehnt die Bundesregierung weiterhin ab.
Sicherheitspolitik im Vordergrund – Polens Präsident in Berlin
Abseits der Reparationsfrage standen auch sicherheitspolitische Themen auf der Agenda. Angesichts der Bedrohung durch Russland bekräftigte Kanzler Merz die Solidarität mit Polen.
Deutschland habe seine militärische Unterstützung für den östlichen Nachbarn jüngst verstärkt, nachdem russische Drohnen mehrfach in den polnischen Luftraum eingedrungen waren.
So wurden die in Polen stationierten Eurofighter von zwei auf vier Maschinen aufgestockt, um die Luftraumüberwachung zu intensivieren.
Merz unterstrich, dass Deutschland fest an der Seite Polens stehe und die Sicherung des Ostseeraums sowie der NATO-Ostflanke höchste Priorität habe.
Symbolische Gesten der Zusammenarbeit – Polens Präsident in BerlinRückruf
Steinmeier begrüßte Nawrocki mit militärischen Ehren vor Schloss Bellevue und nahm eine Einladung zu einem Gegenbesuch in Polen an.
Beide Seiten betonten die Bedeutung einer engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit, auch wenn die Reparationsfrage die bilateralen Beziehungen immer wieder belastet.
Ein alter Streit bleibt ungelöst – Polens Präsident in Berlin
Der Besuch des polnischen Präsidenten zeigte einmal mehr, dass die Reparationsforderungen ein politisches Dauerthema bleiben. Während Warschau die Frage als offen betrachtet, verweist Berlin auf völkerrechtlich verbindliche Vereinbarungen aus Vergangenheit und Gegenwart.
Gleichzeitig verdeutlichte der Besuch aber auch, dass Deutschland und Polen in der Sicherheitspolitik eng zusammenarbeiten – und dass Versöhnung und Erinnerung weiterhin das Fundament ihrer Beziehungen bilden.
Polens Präsident in Berlin – Wir bleiben am Ball für Dich. BerlinMorgen.