Reg dich nicht auf. Gibt nur Falten!
Bernd Stelter – Interview – Direkt nach der Tonprobe für die Abendvorstellung in Willingen bekomme ich die Gelegenheit, ein Gespräch mit Bernd Stelter zu führen. Da steht er vor mir: Schriftsteller, Karnevalist, Comedian, Sänger und Moderator – alles in einer Person.
Ich frage ihn, wie viele Stunden sein Tag hat, damit er all diesen Aufgaben gerecht werden kann. Seine Antwort: Alles immer nacheinander erledigen, dann ist es gar nicht so viel. Jetzt stünde zunächst diese Tournee an. Erst danach beschäftigt er sich mit der Weihnachtstour.
Danach mit Karneval und so weiter … Überhaupt, sagt er, er wäre jetzt im dritten Drittel seines Lebens angekommen und würde alles etwas ruhiger angehen lassen.
Bernd Stelter ist ein Familienmensch. Deshalb ist ihm wichtig, dass er immer genügend Zeit zuhause verbringt. Dort kommen dann die beiden Kinder und die zwei Enkel vorbei. Es ist schön, wenn sie kommen, sagt er. Aber auch schön, wenn sie gehen und es wieder ruhig ist.
Der 11.11. ist nach 39 Jahren im Karneval für ihn zur Normalität geworden. Er hält Karneval und die damit verbundene Ablenkung aber gerade in der heutigen Zeit, in der es so viele schlechte Nachrichten gibt, für sehr wichtig.
„Erst wenn das Lachen stirbt, erst dann sind wir verloren“
wird er in seinem Lied „Der Clown“ ein paar Stunden später singen. Nur ein Clown möchte Bernd Stelter nicht sein. Er bezeichnet sich selbst nicht mehr als Komödianten, sondern möchte etwas erzählen, was zum Nachdenken anregt; etwas, das Relevanz hat.

Daher werden die, die in sein aktuelles Programm gehen und einen Gag nach dem anderen erwarten, vielleicht enttäuscht sein.
Es gibt sie, die lustigen Auftritte, wenn Bernd Stelter vom Dorfleben oder auch mit einem Zusammenschnitt verschiedener Schlagertexte von einem verlassenen Mann und einer Kreuzfahrt erzählt.
In diesen Momenten bleibt kein Auge trocken vor Lachen.
Dann wechselt er aber wieder zu nachdenklichen Momenten, wenn er zum Beispiel den katholischen Theologen Manfred Lütz zitiert:
„Wer sich aufregt, büßt die Sünden anderer Leute“
Mal ehrlich: wer will das schon? Damit wir es nach Möglichkeit in Zukunft nicht mehr tun, gibt uns Bernd Stelter einige Dinge an die Hand, über die wir nachdenken können.
Könnte sein, dass ich, wenn mir beim nächsten Mal jemand den Einkaufswagen in die Beine fährt, laut lachen muss.
Im Gespräch erzählt er mir, dass für ihn Nächstenliebe das Wichtigste ist. Er versucht mit Menschen so umzugehen, wie er selbst behandelt werden möchte.
Leider findet er, dass Respekt, Menschlichkeit und Empathie immer mehr verloren gehen. Er wünscht sich, dass wir ein Zitat des unvergessenen Robin Williams mehr beachten. Dieser lautet:
„Jeder Mensch, den du triffst, kämpft einen Kampf, von dem du nichts weißt. Sei freundlich. Immer!“
In Bezug auf Freundlichkeit könnten wir von den Japanern viel lernen, erzählt uns Bernd Stelter, anhand von Beispielen, auch in seinem Programm.
Den Kauf von „Glücksbüchern“ sollten wir uns sparen, meint er. Dem Glück würde man nur hinterher rennen, es wäre das falsche Ziel.
Es ginge um die Zufriedenheit und das Wahrnehmen der Glücksmomente.
Der erste Blick auf die Nordsee, wenn er an seinem Lieblingsort in den Niederlanden über den Deich kommt, wäre ein solcher Glücksmoment für ihn. Niederländisch habe er gelernt, sagt er, und ergänzt, dass für ihn die 5 „L“ im Leben wichtig wären:
Laufen, Lernen, Lieben, Lachen und Loslassen – Bernd Stelter – Interview
Gelernt hat er auch die Weinkunde und einen Abschluss als Sommelier erworben. Zusammen mit einem Freund kreiert er jetzt Weine.
Das Zusammenspiel von Riesling und Rivaner macht neugierig auf eine Weinprobe.
Auf meine Frage, wie man gleichzeitig Dortmund und Schalke-Fan sein kann, muss Herr Stelter schmunzeln und erzählt, dass sich sein Vater nicht für Fußball interessiert hat. Wohl aber seine zwei Onkels. Der eine war Schalke, der andere Dortmund-Fan und so musste der kleine Bernd mit in beide Stadien kommen und wurde Anhänger von beiden Vereinen.
Auf seiner Bucket-Liste steht Alaska. Er möchte gerne eine Kreuzfahrt durch die Inside-Passage bis Vancouver machen.
Die Abschlussfrage, ob er inzwischen weiß, wie wir Frauen denken („Das Fragenlied“) muss er mit „ nein“ beantworten. Na, vielleicht unterhalten wir uns mit 70 Jahren noch einmal …
Bernd Stelter – Interview – Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.






























