Ein diplomatischer Drahtseilakt: Kanadas Premierminister Carney entschuldigt sich bei Trump – und kämpft um die Handelsbeziehungen
Kanadas Premierminister Carney entschuldigt sich bei Trump – Ein Jahr nach dem Eklat um einen umstrittenen Werbespot aus Ontario bemüht sich Kanadas Regierungschef Mark Carney um Schadensbegrenzung. Seine Entschuldigung bei US-Präsident Donald Trump ist mehr als eine diplomatische Geste – sie ist der Versuch, eine neue Grundlage für ein belastetes Verhältnis zu schaffen. Doch Washington bleibt stur.
Ein Werbespot mit Sprengkraft
Was als innenpolitische Imagekampagne in der kanadischen Provinz Ontario gedacht war, wurde zum außenpolitischen Eklat: Ein Fernsehspot, produziert im Auftrag der Provinzregierung unter Doug Ford, kritisierte scharf die US-Zollpolitik – und das in einem Ton, der in Washington gar nicht gut ankam. Zentrale Botschaft des Spots: Die protektionistischen Maßnahmen der USA seien ein Rückfall in überholte wirtschaftspolitische Denkmuster.
Als besonders provokant empfand man in Washington die Verwendung eines historischen Ausschnitts aus einer Rede von Ronald Reagan. Darin kritisierte der frühere US-Präsident Zölle als wirtschaftsschädlich – ein Seitenhieb, der sich heute nur schwer anders als gegen Donald Trump verstehen ließ, der Zölle und Handelsbarrieren seit seiner ersten Amtszeit wieder massiv in den politischen Werkzeugkasten aufgenommen hatte.
Politische Reaktionen in Kanada
Der Spot war von Doug Ford persönlich in Auftrag gegeben worden – offiziell zur Unterstützung kanadischer Unternehmen, die unter den neuen US-Zöllen litten. Doch viele in Kanada sahen darin ein unnötiges Risiko für die bilateralen Beziehungen. Premierminister Mark Carney selbst distanzierte sich früh von der Aktion. Interne Quellen berichten, dass es bereits im Vorfeld kritische Gespräche zwischen Carney und Ford gegeben habe.
Trotz dieser Warnungen wurde der Spot ausgestrahlt – und die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Binnen 48 Stunden kündigte Donald Trump an, alle laufenden Gespräche über Handelsvereinbarungen mit Kanada zu stoppen. Zusätzlich drohte er mit der Einführung weiterer Strafzölle auf kanadische Produkte. Der diplomatische Schaden war da längst angerichtet.
Carneys Entschuldigung – Timing und Taktik
Es ist selten, dass sich ein Regierungschef öffentlich bei einem Amtskollegen entschuldigt – noch dazu für eine Entscheidung, die nicht aus seinem eigenen Kabinett stammt. Doch genau das tat Mark Carney. Am Rande eines Gipfeltreffens in Asien suchte er persönlich das Gespräch mit Donald Trump. Dabei habe er, so erklärte er später gegenüber Journalisten, „deutlich gemacht, dass der Spot nicht im Sinne der Bundesregierung war“ und sich ausdrücklich entschuldigt.
Carney betonte, dass er bereits vor der Ausstrahlung seine Bedenken geäußert und versucht habe, den Spot zu stoppen. Doch als Premierminister sei er für die Gesamtverantwortung der Außenbeziehungen zuständig – und sehe es deshalb als seine Pflicht, die Wogen zu glätten. Diplomatie, so seine implizite Botschaft, müsse über parteipolitischen Egoismen stehen.
Trump bleibt hart: Keine neuen Verhandlungen
Trotz Carneys Geste der Entschuldigung zeigte sich der US-Präsident unversöhnlich. Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, wies Trump Nachfragen zu einer möglichen Wiederaufnahme der Handelsgespräche entschieden zurück.

Seine Botschaft war eindeutig: Die USA fühlten sich durch den Spot brüskiert – und wer Handelsabkommen wolle, solle zuerst Respekt zeigen.
Beobachter sehen in Trumps Reaktion sowohl politisches Kalkül als auch persönliche Kränkung. Der Präsident, bekannt für seine geringe Toleranz gegenüber Kritik, könnte den Vorfall auch nutzen, um innenpolitisch Stärke zu demonstrieren – gerade im Hinblick auf die bevorstehenden Zwischenwahlen in den USA.
Ontario als Zündfunke eines diplomatischen Desasters
Die Rolle von Doug Ford in dieser Affäre ist nicht zu unterschätzen. Als Premierminister der wirtschaftsstarken Provinz Ontario trägt er erheblichen Einfluss – auch auf Bundesebene. Doch mit seiner Entscheidung, den Spot trotz Warnungen senden zu lassen, hat er nicht nur die Beziehungen zu den USA belastet, sondern auch Spannungen innerhalb der kanadischen Politik verschärft.
Carney steht nun vor der Herausforderung, die Verantwortung für eine Aktion zu übernehmen, die er weder initiiert noch befürwortet hat – ein klassischer Fall föderaler Konfliktlinien, der nun auf internationaler Bühne ausgetragen wird.
Handelsbeziehungen Kanada–USA: Eine sensible Geschichte
Kanada und die USA sind wirtschaftlich eng verflochten. Rund drei Viertel aller kanadischen Exporte gehen in die Vereinigten Staaten. Jedes politische Signal, das auf eine Verschlechterung der Beziehungen hindeutet, wirkt sich unmittelbar auf Märkte, Unternehmen und Verbraucher aus.
Schon in der Vergangenheit war das Verhältnis nicht immer spannungsfrei – etwa bei den Verhandlungen rund um das NAFTA-Abkommen oder dessen Nachfolger USMCA. Doch der aktuelle Eklat markiert eine neue Qualität der Krise, weil er nicht auf Sachfragen, sondern auf persönliche Empfindlichkeiten zurückgeht.
Zollpolitik unter Trump – Protektionismus mit Ansage
Donald Trump hatte schon in seiner ersten Amtszeit klar gemacht, dass er den freien Welthandel kritisch sieht. Unter dem Slogan „America First“ setzte er auf Strafzölle, Einfuhrbarrieren und bilaterale Handelsabkommen – meist mit besserem Deal für die USA.
Kanadische Unternehmen gerieten dadurch zunehmend unter Druck – insbesondere in den Branchen Stahl, Aluminium, Automobil und Landwirtschaft. Der Spot aus Ontario war insofern nicht aus dem luftleeren Raum geboren, sondern Ausdruck wachsender wirtschaftlicher Frustration.
Doch der Versuch, Druck über öffentliche Kritik auszuüben, ist nun gescheitert – und hat eher das Gegenteil bewirkt.
Kanadas wirtschaftliche Abhängigkeit vom Nachbarn
Trotz aller Bemühungen um wirtschaftliche Diversifizierung bleibt Kanada in erheblichem Maße auf den Handel mit den Vereinigten Staaten angewiesen. Diese einseitige Abhängigkeit wird nun erneut schmerzhaft deutlich. Strafzölle, unterbrochene Verhandlungen und diplomatische Spannungen treffen vor allem die exportorientierte Wirtschaft.
Premierminister Carney steht unter Druck – nicht nur von politischen Gegnern, sondern auch von Wirtschaftsverbänden, die Stabilität und Berechenbarkeit fordern. Die diplomatische Krise droht zur wirtschaftlichen Belastung zu werden.
Carneys außenpolitischer Drahtseilakt
Der Premierminister ist ein erfahrener Ökonom und früherer Notenbankchef – kein klassischer Karrierediplomat, aber ein Stratege. Seine Entschuldigung war deshalb nicht nur symbolisch, sondern Teil eines größeren Plans: die USA zu einem Re-Engagement zu bewegen, ohne dabei Kanadas Würde zu opfern.
Doch sein Spielraum ist begrenzt. Ohne Entgegenkommen aus Washington bleiben ihm nur multilaterale Initiativen, etwa über die G7 oder WTO – Institutionen, denen Trump jedoch skeptisch gegenübersteht. Auch eine verstärkte Zusammenarbeit mit Europa und Asien könnte mittelfristig eine Option sein – allerdings keine sofortige Lösung.
Ein Blick nach vorn: Was Kanada jetzt tun kann
In Ottawa wird nun fieberhaft an einem neuen Kurs gearbeitet. Möglichkeiten sind:
- Stille Diplomatie: Hinter den Kulissen könnten Gespräche mit moderaten Kräften in Washington geführt werden – etwa mit Kongressabgeordneten oder wirtschaftsnahen Beratern.
- Wirtschaftliche Diversifizierung: Kanada muss seine Exporte breiter aufstellen. Der pazifische Raum, Europa und Afrika könnten gezielt als neue Partner angesprochen werden.
- Kommunikationsstrategie ändern: Die öffentliche Darstellung Kanadas in internationalen Fragen muss zurückhaltender, diplomatischer werden. Der Ontario-Spot war ein Beispiel dafür, wie politische Kommunikation nicht laufen sollte.
- Binnendruck auf Provinzen erhöhen: Der Bund könnte künftig mehr Mitspracherecht bei außenpolitisch sensiblen Entscheidungen der Provinzen einfordern. Eine Reform der föderalen Abstimmungsmechanismen scheint unausweichlich.
Diplomatie braucht mehr als Worte
Die Entschuldigung von Premierminister Mark Carney war notwendig – aber sie allein reicht nicht aus, um das zerrüttete Verhältnis zu den USA zu kitten. Solange Donald Trump auf Konfrontation setzt und wirtschaftliche Stärke mit Dominanz verwechselt, bleibt das Risiko groß, dass politische Gesten ins Leere laufen.
Für Kanada beginnt nun eine Phase der Neuorientierung. Carney hat das Steuer herumgerissen – ob der Kurswechsel Erfolg hat, liegt nicht allein in seiner Hand.
Kanadas Premierminister Carney entschuldigt sich bei Trump – Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.




























