Ukraine-Gespräche in Istanbul: Ein Friedensgipfel ohne Gipfel
Ukraine-Gespräche in Istanbul – Putins Einladung, Selenskyjs Misstrauen und ein Ort voller Kameras – doch niemand spricht miteinander
Friedenshoffnung im Dolmabahce-Palast – und das große Nichts
Es hätte der Anfang eines echten Dialogs werden können.
Im ehrwürdigen Dolmabahce-Palast am Bosporus sollte die nächste Etappe in Richtung Waffenruhe beginnen:
Russland und die Ukraine, direkt, ohne Vermittler, auf Einladung von Wladimir Putin, als Geste des guten Willens gegenüber US-Präsident Donald Trump.
Doch als sich Medienvertreter aus aller Welt am Ufer des Bosporus positionieren, Kameras ausrichten, Liveticker starten – erscheint niemand.
Weder die ukrainische Delegation, die sich über 400 Kilometer entfernt in Ankara aufhält, noch hochrangige Vertreter aus Moskau. Nur eine russische „Arbeitsgruppe“ sei eingetroffen – und selbst die nicht am Verhandlungsort.
Politischer Leerlauf statt historischer Annäherung
Die Erwartungen waren groß.
Drei Jahre Krieg, Hunderttausende Tote, Millionen Geflüchtete – es wäre höchste Zeit für ein Signal der Entspannung gewesen.
Doch stattdessen: Vergebliches Warten.
Der türkische Außenminister vertröstet, Journalisten interviewen mangels Gesprächspartner einen buddhistischen Mönch, der symbolisch auf eine Trommel schlägt und Frieden einfordert.
Der symbolische Akt ist ergreifend – aber ersetzt keine Diplomatie. Es findet kein Gespräch statt, kein Auftakt, kein erstes Wort. Es ist, so nüchtern es klingt: ein inszenierter Nicht-Gipfel.
Selenskyj: „Russland hat eine Schein-Delegation geschickt“
Wolodymyr Selenskyj, der sich bewusst in Ankara aufhielt, um zu beobachten, wie ernst es Moskau wirklich meint, ist am Abend deutlich:

„Russland hat keine echte Delegation geschickt.“
Er nennt den Auftritt in Istanbul eine Farce und betont, dass die Ukraine weiterhin zur Waffenruhe bereit sei – unter internationaler Kontrolle und auf Basis klarer Regeln.
Moskau spricht von Gesprächsbereitschaft – mit bekannten Bedingungen
Aus Moskau wiederum herrscht demonstrative Gelassenheit.
Putin äußert sich nicht öffentlich, lässt aber über seine Delegation verlauten: Man sei bereit, am nächsten Morgen zu verhandeln. „Wir sind zur Arbeit bereit.“
Doch was „Verhandlungen ohne Vorbedingungen“ bedeutet, ist aus russischer Sicht längst definiert:
- Keine NATO-Perspektive für die Ukraine
- Entmilitarisierung des Landes
- Rückzug ukrainischer Truppen aus besetzten Gebieten
- Anerkennung der annektierten Regionen als Teil Russlands
All diese Forderungen hat Putin bereits mehrfach, zuletzt ausführlich im Juni 2024, öffentlich als nicht verhandelbar erklärt.
Symbolik statt Substanz – Istanbuler Leerstelle – Ukraine-Gespräche in Istanbul
Was bleibt vom 9. Mai 2025 in Istanbul, ist keine Annäherung – sondern ein Symbol für das fortbestehende Misstrauen.
Der Wunsch nach Frieden wird auf großer Bühne inszeniert, ohne dass echte Bewegung stattfindet.
Die Gespräche werden zwar formal vorbereitet, aber nicht ernsthaft geführt.
Die Bühne war bereit – die Akteure nicht.
Zwischen Friedenssehnsucht und Realpolitik – Ukraine-Gespräche in Istanbul
Der Tag in Istanbul zeigt einmal mehr: Ein Treffen ist noch kein Dialog, eine Einladung kein Kompromiss.
Solange Russland auf Maximalforderungen beharrt und die Ukraine nicht bereit ist, ihre territoriale Souveränität preiszugeben, wird es keinen nachhaltigen Frieden geben.
Und solange diplomatische Gesten vorrangig der internationalen Außendarstellung dienen, wird Vertrauen nicht entstehen.
Was bleibt, ist die Trommel eines buddhistischen Mönchs – und die leise Hoffnung, dass sie irgendwann gehört wird. Nicht von Kameras. Sondern von jenen, die Frieden wirklich möglich machen könnten.
Ukraine-Gespräche in Istanbul – Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.