Klimaziel 2040: Brüssel will 90 % weniger Emissionen – und stößt auf Widerstand
EU-Kommission legt Zwischenziel auf dem Weg zur Klimaneutralität vor – Kritik aus Mitgliedstaaten, Wirtschaft und Teilen des Parlaments
EU Klimaziel 2040 – Die EU-Kommission hat ihr nächstes großes Etappenziel im Kampf gegen die Erderwärmung vorgestellt:
Bis 2040 sollen die Treibhausgasemissionen in Europa um 90 Prozent gegenüber 1990 gesenkt werden.
Die Maßnahme soll die Lücke zwischen den bereits beschlossenen Reduktionszielen für 2030 und dem übergeordneten Ziel der Klimaneutralität bis 2050 schließen.
Doch der Vorschlag kommt nicht überall gut an – insbesondere wegen geplanter „Flexibilitätsmechanismen“, mit denen Staaten Emissionsreduktionen ins Ausland auslagern könnten.
Extremwetter als politischer Hintergrund – 37 Grad in Brüssel
Passender könnte das Timing kaum sein: Während Brüssel mit Rekordtemperaturen von bis zu 37 Grad unter einer Hitzewelle leidet, stellt die EU-Kommission ihr neues Klimazwischenziel vor.
Wissenschaftlich ist der Zusammenhang eindeutig: Hitzeextreme, Dürren und Starkregenereignisse treten häufiger auf – eine direkte Folge des Klimawandels, wie etwa der Weltklimarat IPCC regelmäßig warnt.
Der Vorschlag sei daher nicht nur klimapolitisch geboten, sondern auch ein Signal an Bürger und Industrie, dass Europa Kurs auf Klimaneutralität hält, so Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans.
Zielmarke 2040: Minus 90 Prozent Treibhausgase – EU Klimaziel 2040
Die geplante Reduktion um 90 Prozent bis 2040 bezieht sich auf die Gesamtemissionen der EU im Vergleich zu 1990 – dem Referenzjahr im Pariser Abkommen.
Zum Vergleich: Das bisher gültige Ziel für 2030 liegt bei minus 55 Prozent.
Dieses ist bereits in Gesetzesform gegossen, inklusive verbindlicher Umsetzungspläne für alle Mitgliedstaaten.
Die Kommission sieht im 2040er-Ziel eine notwendige Brücke zwischen 2030 und 2050, die Planungssicherheit für Investitionen in grüne Technologien bieten und zugleich die Erfüllung der Pariser Klimaziele sicherstellen soll.
Rückenwind aus der Bevölkerung – EU Klimaziel 2040
Laut jüngstem Eurobarometer unterstützen über 80 Prozent der EU-Bürger die Klimapolitik der Union und halten die Eindämmung des Klimawandels für „sehr wichtig“.
Klimaneutralität bis 2050 hat breite gesellschaftliche Rückendeckung – und auch für das neue Zwischenziel 2040 erwartet die Kommission grundsätzlich hohe Zustimmung.
Doch Zustimmung in der Bevölkerung bedeutet noch keine Einigkeit unter den Regierungen.
Flexibilität oder Rechentrick? Emissionsauslagerung sorgt für Kritik
Ein besonders umstrittener Punkt des Vorschlags: Ab 2036 sollen Mitgliedstaaten bis zu drei Prozent ihrer Emissionsziele durch Klimaprojekte im Ausland erfüllen können – etwa durch den Bau von Solaranlagen oder Windparks in Afrika.
Die Möglichkeit beruht auf Artikel 6 des Pariser Klimaabkommens und wurde bereits unter dem Kyoto-Protokoll praktiziert.
Befürworter – etwa CDU/EVP-Fraktionen – sprechen von „notwendiger Flexibilität“ für jene Staaten, die strukturell hohe CO₂-Lasten tragen.
Kritiker, darunter der EU-Klimabeirat und die Grünen, warnen vor einem „Ablasshandel“, der eigene Klimaanstrengungen verwässert und die Glaubwürdigkeit Europas schwächt.
Widerstand aus den Hauptstädten: Frankreich, Polen und Italien zögern – EU Klimaziel 2040
Obwohl die dänische Ratspräsidentschaft das Klimaziel unterstützt, regt sich Widerstand in einigen Schlüsselstaaten.
Frankreich, Polen und Italien signalisierten beim jüngsten EU-Gipfel Zweifel am 2040er-Ziel.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron stellte das Ziel grundsätzlich zur Debatte – mit dem Argument, die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Industrie müsse besser berücksichtigt werden.
Besonders Polen, das stark von Kohle abhängt, sieht in der Vorlage eine Überforderung seiner Wirtschaft.
Europaparlament uneins – neue Machtverhältnisse nach der Wahl
Auch im Europäischen Parlament wird der Entwurf kontrovers diskutiert. Nach der Europawahl hat sich das Kräfteverhältnis verschoben: Klimapolitische Vorhaben stehen zunehmend unter Rechtfertigungsdruck, um Wirtschaft und Industrie nicht zu belasten.
Auf Druck der EVP-Fraktion hatte die Kommission zuletzt bereits mehrere Umweltgesetzgebungen abgeschwächt, verschoben oder ganz gestrichen – etwa das Renaturierungsgesetz und geplante Pestizidbeschränkungen.

Ob das ambitionierte Klimaziel 2040 Bestand hat, wird sich zeigen.
In jedem Fall dürfte es zu intensiven Verhandlungen zwischen Kommission, Parlament und Ministerrat kommen – mit offenem Ausgang.
Internationale Bedeutung: 2040-Ziel als Verhandlungsgrundlage für UN-Klimagipfel – EU Klimaziel 2040
Unabhängig von der internen Debatte hat der Vorschlag eine Signalwirkung für die Weltgemeinschaft.
Die EU will das 2040-Ziel noch im Sommer bei den Vereinten Nationen einreichen, als Beitrag zur nächsten Klimakonferenz in Brasilien.
Die Kommission betont: Nur mit einem ambitionierten Zwischenziel bleibe das 1,5-Grad-Ziel von Paris überhaupt realistisch erreichbar – und Europa könne weiterhin als „Klimavorreiter“ auftreten.
Ziel klar, Weg ungewiss – EU Klimaziel 2040
Die EU-Kommission hat ihren Teil getan – mit einem ambitionierten, wissenschaftlich gestützten Vorschlag für die Zeit nach 2030.
Doch ob sich 90 Prozent weniger Emissionen bis 2040 politisch durchsetzen lassen, hängt nicht nur von den Klimazielen, sondern auch von der ökonomischen Großwetterlage, geopolitischen Spannungen und industriellen Umsetzbarkeit ab.
Was sicher ist: Die Debatte wird hitzig. Und das nicht nur wegen der Außentemperatur in Brüssel.
EU Klimaziel 2040 – Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.