Sparen statt Shoppen – Einzelhandel kämpft mit Kaufzurückhaltung
Einzelhandel Kaufzurückhaltung Verbraucher bleiben vorsichtig, Händler enttäuscht: Hoffnung liegt auf Reallohnzuwächsen und Onlinegeschäft
Gedämpfte Erwartungen: Händler starten enttäuscht ins Jahr
Mit großen Hoffnungen startete der deutsche Einzelhandel ins Jahr 2025 – und wurde vielerorts schnell auf den Boden der Realität zurückgeholt. Eine aktuelle Umfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE) unter rund 650 Unternehmen zeigt: Für knapp die Hälfte der Händler hat sich die Geschäftslage im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. Nur 16 Prozent sprechen von einer Verbesserung.
Besonders betroffen: der stationäre Handel. 73 Prozent der befragten Betriebe melden gesunkene Kundenfrequenzen in ihren Geschäften. Gerade in den Innenstädten bleiben Laufkundschaft und spontane Kauflaune weiterhin Mangelware. Und auch der Blick in die Zukunft macht nur wenig Mut: Nur rund ein Viertel der Unternehmen rechnet mit besseren Umsätzen im kommenden Jahr.
Digitale Gewinner: Onlinehandel bleibt auf Wachstumskurs – Einzelhandel Kaufzurückhaltung
Ein Lichtblick ist der Onlinehandel, der sich als resilienter erweist. Laut HDE-Prognose wird der digitale Einzelhandel 2025 ein nominales Umsatzplus von vier Prozent verbuchen. Zwar bleibt auch hier das Wachstum hinter früheren Boomzeiten zurück, doch im Vergleich zum stationären Bereich scheint das Netz weiter die Nase vorn zu haben.
Zudem zeigen sich gewisse Branchen etwas robuster: Der Lebensmittelhandel profitiert von stabiler Grundnachfrage, ebenso wie Anbieter von Uhren und Schmuck – womöglich ein Hinweis darauf, dass sich Verbraucher eher kleinere, langfristige Anschaffungen gönnen. Auch Heimtextilien laufen besser als erwartet. Besonders schlecht dagegen ist die Lage bei Haushaltswaren, Fahrrädern und Bekleidung – Produkte, die offenbar als verzichtbar gelten.
Kaufzurückhaltung durch Unsicherheit – und Fehleinschätzung
Der Hauptgrund für die schwache Konsumlaune liegt laut HDE in der psychologischen Komponente: Unsicherheit.
„Die Haushalte sparen aus Vorsicht und Vorsorge“, erklärt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.
Das belegen auch aktuelle Daten des Handelsforschungsinstituts IFH Köln:

48 Prozent der Verbraucher gaben im Mai an, durch die wirtschaftliche Lage stark verunsichert zu sein.
Fast ebenso viele befürchten, ihren Lebensstandard nicht halten zu können, 42 Prozent verschieben größere Anschaffungen.
Bemerkenswert: Viele Menschen überschätzen die Inflation deutlich.
Laut einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) schätzten Verbraucher die Inflationsrate für 2024 im Schnitt auf 15,3 Prozent – tatsächlich lag sie bei nur 2,2 Prozent.
Dennoch sind bestimmte Lebensmittel wie Schokolade (+28 %), Bohnenkaffee (+19,5 %) oder Rinderhack (+15 %) spürbar teurer geworden – was den Eindruck weiter verstärkt.
Reallohnanstieg als Hoffnungsschimmer – Einzelhandel Kaufzurückhaltung
Ein Hoffnungsschimmer für die Branche ist die positive Entwicklung der Reallöhne. Nach Jahren der Stagnation verzeichnen viele Arbeitnehmer erstmals wieder reale Einkommenszuwächse. Damit steigt auch die Konsumkraft – zumindest theoretisch.
Die Frage bleibt: Wird dieses zusätzliche Geld tatsächlich für den Konsum verwendet?
Das HDE-Konsumbarometer, das am Montag veröffentlicht wurde, gibt vorsichtigen Anlass zur Hoffnung.
Es verzeichnet den höchsten Stand seit einem Jahr. Auch das ifo-Institut erwartet in seiner Sommerprognose eine Fortsetzung des leicht positiven Konsumtrends:
„Der private Konsum entwickelt sich seit vier Quartalen positiv und beschleunigt sich in der Tendenz“, heißt es dort.
Stimmung besser als Realität – doch Euphorie bleibt aus – Einzelhandel Kaufzurückhaltung
Die Konsumstimmung scheint also allmählich zurückzukehren – doch sie erreicht noch nicht die Kassen. Zwischen statistischen Reallohnzuwächsen und tatsächlicher Kaufbereitschaft klafft weiterhin eine Lücke.
Der Einzelhandel steht damit vor einem doppelten Dilemma:
Er muss nicht nur mit objektiven Herausforderungen wie Preisdruck, Lieferengpässen oder Digitalisierung umgehen – sondern auch mit subjektiven Ängsten der Konsumenten.
Diese Kluft lässt sich nur langsam überwinden. Händler setzen nun verstärkt auf Kundenbindung, Erlebniskonzepte, Digitalisierung und hybride Vertriebsformen.
Gleichzeitig fordern viele von der Politik stärkere Impulse für den Binnenkonsum – etwa durch Steuererleichterungen, gezielte Entlastungen oder mehr Sicherheit in der Energie- und Wirtschaftspolitik.
Konsum auf der Warteliste – Strukturwandel beschleunigt sich – Einzelhandel Kaufzurückhaltung
Die Zurückhaltung der Verbraucher trifft auf einen ohnehin angeschlagenen Handel. Während manche Branchen und Onlineanbieter profitieren, geraten klassische Geschäftslagen weiter unter Druck.
Der Trend zum „Sparen statt Shoppen“ könnte sich in Teilen verstetigen – zumindest solange das Vertrauen in wirtschaftliche Stabilität nicht zurückkehrt.
2025 wird damit ein weiteres Jahr des Übergangs: zwischen Hoffnung und Realität, Strukturwandel und Rückbesinnung.
Der deutsche Einzelhandel muss sich neu erfinden – nicht gegen den Konsumenten, sondern gemeinsam mit ihm.
Einzelhandel Kaufzurückhaltung – Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.