Deutsche Wirtschaft im Sommerdämpfer – Stabilisierung in Sicht
Rückprall nach US-Vorzieheffekten: BIP sinkt im zweiten Quartal
Wirtschaft mit Dämpfer – Die deutsche Wirtschaft hat im zweiten Quartal preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,3 % gegenüber dem Vorquartal nachgegeben.
Hauptursache war ein statistischer „Rückprall“: Viele Exporte in die USA wurden bereits zum Jahresauftakt vorgezogen, um erwarteten Zollanhebungen zuvorzukommen.
Der kräftige Schub im ersten Quartal kehrte sich im Frühjahr um, die US-Importe brachen dort um 11,1 % ein – mit spürbar negativem Wachstumsbeitrag des Außenhandels in Deutschland.
Stützend wirkten öffentlicher Konsum und Lageraufbau, während private Konsumausgaben stagnierten und die Investitionstätigkeit – besonders im Bau – deutlich nachließ.
Zarte Erholungssignale, aber verhaltenes drittes Quartal – Wirtschaft mit Dämpfer
Die Frühindikatoren senden ein gemischtes Bild. In vielen Unternehmen hellen sich die Erwartungen auf, Auslandsaufträge tendieren leicht nach oben. Zugleich schwächelte die Konsumlaune zuletzt wieder.
Insgesamt dürfte die Erholung im dritten Quartal noch verhalten bleiben, bevor wirtschafts- und finanzpolitische Impulse im späteren Jahresverlauf stärker greifen – etwa bessere Abschreibungsbedingungen für Anlagegüter und steuerliche Förderung gewerblicher E-Fahrzeuge.
Industrie legt im Juli zu – Schlüsselbranchen ziehen – Wirtschaft mit Dämpfer
Im Juli stieg die Produktion im Produzierenden Gewerbe um 1,3 %. Treiber waren vor allem der Maschinenbau (+9,5 %), die Automobilindustrie (+2,3 %) und die Pharma-Sparte (+8,4 %).
Der Bau legte leicht zu (+0,3 %), die Energieerzeugung ging deutlich zurück (-4,5 %). Dank einer Aufwärtsrevision der Junidaten ergibt sich im Dreimonatsvergleich insgesamt eine Stagnation – mit Plus bei Kfz (+4,2 %) und Rückgängen in anderen Industriezweigen.
Bei den Auftragseingängen bleibt das Bild gedämpft: Insgesamt drei Rückgänge in Folge, wobei Großaufträge im „Sonstigen Fahrzeugbau“ die Statistik stark beeinflussten.
Ohne Großaufträge ergab sich zuletzt ein leichtes Plus.
Außenhandel: Sommerliche Schwankungen und Druck aus den USA
Der Außenhandel blieb im Frühsommer volatil. Nominal sanken die Exporte im Juli gegenüber Juni um 0,6 %. Lieferungen in die EU legten zwar zu, Ausfuhren in die USA fielen bereits den vierten Monat in Folge deutlich, nach China ebenfalls merklich.
Die Importe gaben um 0,4 % nach; der saisonbereinigte Überschuss verringerte sich auf 7,8 Mrd. €. Preisrückgänge bei Einfuhren verbesserten die Terms of Trade geringfügig.
Perspektivisch lasten erhöhte US-Basiszölle und eine verhaltene Auslandsnachfrage auf den Exportchancen, wenngleich einzelne Branchen – Chemie und Elektro – wieder etwas optimistischer auf ihre Auslandsumsätze blicken.
Weltwirtschaft: Robust, aber mit Bremsspuren – Wirtschaft mit Dämpfer
Global wuchs die Industrieproduktion im Jahresvergleich moderat. Schwellenländer expandierten, Industrienationen stagnierten. Einkaufsmanagerindizes signalisierten im August etwas mehr Schwung, vor allem in der Industrie wieder über der Expansionsschwelle.
Der Welthandel zeigte nach Vorzieheffekten zu Jahresbeginn jüngst eine Seitwärtsbewegung; Container- und Schiffsbewegungs-Indikatoren deuten auf stabile, aber geringe Dynamik hin.
Für 2025 rechnen internationale Institutionen mit schwächeren Zuwachsraten im Handel als beim globalen BIP – auch aufgrund der Zollpolitik und anhaltender Unsicherheit.
Konsum und Handel: Zurückhaltung trotz Reallohnplus
Im deutschen Einzelhandel sanken die realen Umsätze (ohne Kfz) im Juli um 1,5 % zum Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr stand ein reales Plus von 1,8 %, getragen vom boomenden Internet- und Versandhandel (+14,0 %).

Pkw-Neuzulassungen insgesamt stiegen im August gegenüber Juli um 4,6 %, privat jedoch leicht rückläufig (-2,0 %); in der Dreimonatsperspektive liegen Privat-Zulassungen klar im Plus.
Stimmungsbarometer wie GfK und HDE trübten sich zuletzt erneut ein. Verbraucherinnen und Verbraucher agieren mit Blick auf Arbeitsmarkt und Geopolitik vorsichtig; spürbare Konsumimpulse sind kurzfristig nicht zu erwarten.
Preise: Inflation leicht höher, Kernrate stabil – Wirtschaft mit Dämpfer
Die Inflationsrate stieg im August geringfügig auf 2,2 % (Juli: 2,0 %), die Kerninflation verharrte bei 2,7 %. Dienstleistungen bleiben der Haupttreiber, ihre Dynamik lässt aber nach.
Energie verbilligte sich im Jahresvergleich (-2,4 %) und wirkt dämpfend. Für den weiteren Jahresverlauf spricht vieles für eine Einpendelung um 2 %, zumal Tariflohnanstiege weniger kräftig ausfallen und die Konjunktur erst allmählich anzieht.
Arbeitsmarkt: Talsohlen-Signale, aber noch keine Trendwende
Saisonal bereinigt ging die Arbeitslosigkeit im August erstmals seit Ende 2022 leicht zurück (-9.000). Der nicht bereinigte Wert überschritt saisonüblich die Marke von drei Millionen.
Unterbeschäftigung sank zum dritten Mal in Folge. Erwerbstätigkeit blieb nahezu konstant, die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung legte im Juni so stark zu wie seit über einem Jahr nicht.
Kurzarbeit folgt einem Abwärtstrend. Gleichzeitig verharrt der Arbeitskräftebedarf auf niedrigem Niveau; das ifo-Beschäftigungsbarometer signalisiert im Verarbeitenden Gewerbe und bei Dienstleistungen weiterhin Stellenabbau. Eine spürbare Belebung ist eher zur Jahreswende zu erwarten.
Unternehmensinsolvenzen: Hoch, aber differenziert – Wirtschaft mit Dämpfer
Im Juni 2025 wurden 1.957 Unternehmensinsolvenzen gezählt – 3,9 % weniger als im Mai, aber 18,4 % mehr als im Vorjahresmonat. Im ersten Halbjahr lag das Plus bei 12,2 % gegenüber 2024. Auffällig:
Die voraussichtlichen Forderungen gingen im Halbjahresvergleich um 13,2 % zurück, was auf weniger große Fälle hindeutet. Der IWH-Insolvenztrend meldete für August einen kräftigen Rückgang gegenüber Juli, jedoch weiterhin deutlich höhere Werte als vor der Pandemie.
Für den Herbst wird – gestützt auf Frühindikatoren – erneut mit steigenden Zahlen gerechnet.
Auf dem Weg zur Bodenbildung – Wirtschaft mit Dämpfer
Die deutsche Konjunktur ringt sich nach dem Zoll-bedingten Frühjahrsdämpfer langsam zur Stabilisierung durch. Schlüsselbranchen der Industrie arbeiten sich voran, doch Außenhandel, Konsum und Arbeitsmarkt bremsen.
Mit dem allmählichen Greifen der wirtschafts- und finanzpolitischen Maßnahmen dürfte die Erholung im weiteren Jahresverlauf an Tempo gewinnen – fragil bleibt sie dennoch, solange globale Risiken, handelspolitische Spannungen und Investitionszurückhaltung fortbestehen.
Wirtschaft mit Dämpfer – Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.