Besondere Menschen
Die Gabelung am Weg
Schiebe nie etwas auf – Es gibt Augenblicke im Leben, die vergessen wir Menschen nicht mehr.
Sie prägen sich in unser Gedächtnis ein und die Jahre können ihnen nichts anhaben.
Sie geraten einfach nicht in Vergessenheit.
Genauso wie die Augenblicke, gibt es auch Menschen in unserem Leben, deren Weg wir streiften oder mit denen wir ein ganzes Stück Weg gemeinsam gingen.
Lebenswege sind so ein bisschen wie unsere Laufwege.
Gerade bei Spaziergängen passt dieses Bild sehr gut.
Da schlängelt sich ein Weg quer durch breite gelb blühende Rapsfelder im Mai, quert einen kleinen Bachlauf, macht eine Biegung, verweilt an einem herrlich duftendem Apfelbaum, der in voller Blüte steht und plötzlich wird aus diesem einen Weg eine Kreuzung.
Die Kreuzung am Ende der Straße – Schiebe nie etwas auf
Der Weg lässt seinen Besucher entscheiden, in welcher Richtung er nun weiter laufen möchte und wohin er seinen nächsten Schritt setzen mag. Vielleicht ist es eine bewusste Entscheidung, da in der einen Richtung ein ganz bestimmtes Ziel liegt. Womöglich ist der nächste Schritt auch eine Eingebung, weil die Sonne so schön auf die da hinten liegende Wiese fällt und das Gras in allen Schattierungen von Grün duftet. Wer weiß das schon.
Doch so in der Art und Weise verlaufen auch unsere aller Lebenswege. Wir treffen Menschen und wir gehen gemeinsam ein Stück miteinander.
Es gibt Begegnungen, die gehören zu kleinen wertvollen Schätzen. Das, was wir als Kinder an bunten Steinen oder Federn gesammelt und in Schatzkästchen verwahrt haben, das sind diese besonderen Erinnerungen. Ein gemeinsamer Abend am Lagerfeuer zum neuen Monat Mai, an dem nicht viel gesprochen, doch die Wärme und das Licht dieses Feuers zusammen in Verbundenheit genossen wurde.
Ein Buch mit einer früher sehr besonderen Bedeutung, was einem als Dauerleihgabe überlassen wurde.
Oder abendliche Waldspaziergänge mit Reden über die Welt und seine Menschen, über Vergangenheit und Zukunft, Lustiges und Trauriges.
Begegnungen können in unserem Leben Spuren hinterlassen
Doch dann gabelt sich der Weg und dein Wegbegleiter nimmt die andere Richtung. Es wird nicht besprochen, es ist einfach so und mit der Zeit verliert sich sein Bild im Gehen. Anfangs noch die Konturen beim Laufen am Horizont sehend, ist der Wegbegleiter dann einfach gegangen.
Die Jahre ziehen dahin und zwischen Jobs, vielen Plänen, Ideen, gepflanzten Dachbalkonkästen, die in den Sommermonaten blühen und auf die im November der erste Schnee fällt, sind die Jahre schnell und schneller. Eines Montags dann kommt ein Anruf mit einer Nachricht, die so unglaublich erscheint, das sie nicht zu glauben nicht.
Schiebe nie etwas auf – Sie ist so unfassbar traurig. Hätte und wollte doch…
Über Monate mit dem Vorhaben, einen kurzen Gruß zu verschicken, ein Hallo, ein daran gedacht und einfach nicht gemacht, aus Gründen, die so wirklich keine Gründe waren. War es Scheu? War es Zurückhaltung oder Angst vor der Reaktion?
Vergessen? Nein, vergessen war es nicht. Nun, ist es für diese einfache daran gedacht Nachricht zu spät. Es wird diese Gelegenheit für diese einfache Nachricht nicht mehr geben. Wir sollten beim Gehen auf unseren Lebenswegen ab und an im Blick behalten, dass Dinge aufzuschieben nicht immer die klügste Idee ist.
Niemand weiß, was hinter der nächsten Biegung kommt. Ein Einfaches daran gedacht, es geht so schnell. Ein kurzer Gruß. Ein Danke, dass es dich gibt. Jetzt wird es, danke, dass es dich gab.
Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.