DeutschlandTrend: SPD rutscht auf 13 % – Vertrauenskrise zwischen Kriegstüchtigkeit und Sozialpolitik
ARD-Umfrage offenbart dramatischen Vertrauensverlust der Sozialdemokraten – Wehrpflicht, Stromsteuer, Bürgergeld und Parteiinterna im Fokus der Kritik
SPD rutscht ab – Der jüngste ARD-DeutschlandTrend zeigt deutlich: Die SPD verliert massiv an Zustimmung – und steht mit nur 13 Prozent der Wählerstimmen knapp über ihrem historischen Tief von 2019.
Parteiinterne Konflikte, ein unklarer Kurs bei Wehrpflicht und Friedenspolitik, sowie sozialpolitische Spagate setzen den Sozialdemokraten spürbar zu.
Die Umfrage des Instituts infratest dimap, erhoben zwischen Montag und Mittwoch bei 1.312 Wahlberechtigten, verdeutlicht:
Die Unzufriedenheit mit der SPD ist keine Momentaufnahme, sondern Ausdruck eines strukturellen Misstrauens.
Klingbeil unter Druck – Parteitag ohne Rückenwind – SPD rutscht ab
Die Signale aus dem Bundesparteitag waren bereits verhalten: Lars Klingbeil, SPD-Co-Parteichef und Vizekanzler, erhielt dort nur 64,9 Prozent Zustimmung.
Sein persönlicher Zustimmungswert im DeutschlandTrend fällt nun um neun Prozentpunkte auf 30 % – während Kanzler Friedrich Merz (CDU) auf 42 Prozent klettert.
Mitverantwortlich für das Stimmungstief sind unscharfe Positionierungen in sicherheitspolitischen Fragen, die Teilnahme prominenter SPD-Politiker an einem umstrittenen „Friedensmanifest“, sowie der Streit um die Stromsteuer.
Friedenspartei? Nur noch 11 Prozent trauen der SPD diese Rolle zu – SPD rutscht ab
Die SPD ringt seit Monaten mit ihrer historischen Rolle als Friedenspartei – und verliert dabei zunehmend das Vertrauen der Bevölkerung.

Nur noch 11 Prozent der Befragten trauen der Partei zu, Frieden in Europa zu sichern – ein Verlust von sechs Prozentpunkten gegenüber Juni.
Selbst die AfD wird mittlerweile mit 14 Prozent stärker als Friedensakteur wahrgenommen – die Union führt mit 31 Prozent.
Das „Friedensmanifest“, dem sich SPD-Politiker wie Rolf Mützenich und Ralf Stegner anschlossen, wurde von vielen als nostalgischer Versuch gesehen, linke Wähler zurückzugewinnen. Doch in der sicherheitspolitischen Realität des Jahres 2024 wirkt die Positionierung zerrissen.
Kriegstüchtigkeit: Mehrheit sagt „ja“ – aber mit Unbehagen
Die Debatte über Deutschlands Verteidigungsfähigkeit – vom 5 % Ziel des NATO-BIP-Anteils bis zur Wiedereinführung der Wehrpflicht – verunsichert viele.
57 Prozent der Bevölkerung geben an, es mache ihnen Angst, „wie leichtfertig“ über Kriegstüchtigkeit gesprochen werde.
Gleichzeitig sagen 64 Prozent, dass Deutschland kriegstüchtig sein müsse, um Frieden zu sichern.
73 Prozent befürworten eine Wiedereinführung der Wehrpflicht, zunehmend auch für Männer und Frauen gleichermaßen, wie es Dänemark plant.
Interessant: Nur bei den 18–34-Jährigen ist die Zustimmung zur Wehrpflicht knapp – 51 Prozent dafür, 45 Prozent dagegen.
Soziale Schieflage: Gerechtigkeitsempfinden auf historischem Tief – SPD rutscht ab
Während sich die Regierung sicherheitspolitisch neu positioniert, gerät das soziale Profil ins Wanken.
60 Prozent der Deutschen empfinden das Land als „eher ungerecht“ – ein Höchststand seit 2010.
Die Ursachen:
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Schere zwischen Arm und Reich (22 %)
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Ungerechte Steuer- und Abgabenlast (13 %)
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Geringer Lohnabstand zu Sozialleistungen (13 %)
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Bevorzugung von Ausländern/Asylbewerbern (11 %)
In der offenen Nennung der wichtigsten politischen Probleme rückt „soziale Gerechtigkeit“ mit 16 % auf Platz 3 – hinter Zuwanderung (33 %) und Wirtschaft (21 %).
Bürgergeld-Debatte: Mehrheit für Sanktionen, geteilte Meinung beim Vermittlungsvorrang
Im Zentrum der innenpolitischen Debatte steht erneut das Bürgergeld – ein Thema mit hohem Polarisierungspotenzial.
50 Prozent halten die aktuellen Sanktionsregelungen für ausreichend, 35 Prozent fordern schärfere Maßnahmen.
Nur 12 Prozent finden die Regeln zu streng.
Aktuell kann das Bürgergeld bei mehrfacher Arbeitsverweigerung bis zu zwei Monate gestrichen werden. In der Koalition wird diskutiert, dies zu verschärfen.
Der geplante Vermittlungsvorrang – also schnelle Jobvermittlung vor Qualifikation – wird von 48 Prozent unterstützt, während 47 Prozent Weiterbildungsmaßnahmen für sinnvoller halten.
SPD zwischen den Fronten – und ohne klare Linie – SPD rutscht ab
Die SPD wirkt aktuell zerrissen zwischen sicherheits- und sozialpolitischen Ansprüchen, zwischen Jungwählern und Stammklientel, zwischen historischen Werten und Regierungsalltag.
Der Absturz auf 13 Prozent ist Ausdruck einer Identitätskrise, die auch durch neue Gesichter nicht sofort gelöst wird.
Arbeits- und Sozialministerin Bärbel Bas, mit 95 Prozent Zustimmung zur Co-Vorsitzenden gewählt, soll nun das Profil der Partei in der Sozialpolitik schärfen.
Doch ob das reicht, den Vertrauensverlust zu stoppen, bleibt offen.
Vertrauenskrise trifft die SPD im Kern – und zur Unzeit SPD rutscht ab
Kriegsängste, Verteilungsfragen, Klimawandel, Migration: Die Themen, die die Republik bewegen, fordern Klarheit, Haltung und Führung.
Die SPD bietet derzeit vor allem: Kompromisse. Und Kompromisse in der Krise werden oft als Schwäche gelesen.
Wenn sich an der kommunikativen wie politischen Linie der Partei nichts ändert, droht bei der nächsten Bundestagswahl nicht nur ein historisches Tief – sondern der Verlust des politischen Kerns einer einst prägenden Volkspartei.
📊 Quelle: ARD-DeutschlandTrend (infratest dimap), Juli 2024
🗳 Befragt: 1.312 wahlberechtigte Personen in Deutschland
SPD rutscht ab – Wir beliebn am Ball für Sie. BerlinMorgen.