Drache trifft Bär
China und Russland – Es ist nicht mehr so häufig, dass der russische Bär Besuch in seiner Moskauer Höhle bekommt, von dem ihm Honig ums Maul geschmiert wird.
Gewissermaßen einen Dauerauftrag dazu haben der belarussische und der syrische Tanzbär.
Der Besuch, der sich aber nun für diese Woche angesagt hat, ist eher darauf erpicht, dass ihm selbst größtes Wohlwollen entgegengebracht wird.
In Anbetracht seiner durchaus als isoliert zu betrachtenden Situation ist deshalb der Bär gut beraten, die Honigtöpfe bereits zu stellen, um seinerseits in die Vollen zu gehen.
Für drei lange Tage gibt sich der chinesische Drache die Ehre, um im vollen Bewusstsein seiner Stärke so zu tun, als wäre er dem russischen Bären in tiefer Harmonie auf ewig verbunden.
Der Drache wird in der Höhle des Bären nicht Feuer speien, denn dazu kommt ihm dieser Krieg zu gelegen.
Eine größere Chance, um sich der Welt jetzt als bedachtsam agierender Friedensvermittler darzustellen, wird es so schnell eher nicht geben.
Kalkuliertes Grollen
Deshalb wird der Drache zwar ein wenig grollen, denn je länger dieser Krieg dauert und er dem Bären die Hand reichen muss, damit nicht die Vasallen des Weißkopf-Seeadlers die Oberhand gewinnen, umso schwieriger wird sein Drahtseilakt.
Denn einerseits profitiert der Drache immens von der wirtschaftlichen Schwäche des Bären und kann die Preise zur Stillung seines Energiehungers diktieren.
Andererseits aber möchte er den Westen mit zu starker Unterstützung des Bären nicht verärgern, denn die dann zu erwartenden Sanktionen würden Probleme bereiten.
Ebenso möchte er aber auch nicht die Situation erleben, dass der Bär aus seiner Höhle vertrieben wird.
Denn die dann folgenden Diadochenkämpfe würden mit Sicherheit Auswirkungen auf das Reich des Drachen haben, alleine schon aufgrund der unendlich langen gemeinsamen Grenzen.
Kein Gesichtsverlust – China und Russland
Um aus dieser Situation ohne Gesichtsverlust herauszukommen, bietet sich sowohl für den Drachen als auch für den Bären eigentlich nur eine konkrete Friedensinitiative an.
Das Verharren auf dem jetzigen Status quo aus Bärenaugen ist dazu wenig hilfreich. Insofern darf man gespannt sein, inwieweit der Drache grollen wird und ob er das Gesichtsverlustvermeidungsspiel tatsächlich so perfekt beherrscht, wie es in seinem Reich kultiviert worden ist.
Denn letztlich ist alles, was den Drachen zu Vorschlägen motivieren wird, vor dem Hintergrund zu sehen, dass bei den Wirtschaftswachstumsraten in seinem eigenen Reich nicht noch mehr Druck auf den Kessel kommt.
Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.