In Berlin fanden erneut Proteste der Landwirte statt
Wir haben es satt! – Pünktlich zur Landwirtschaftsmesse „Internationale Grüne Woche Berlin“ haben sich auch Landwirte zu einer Demonstration unter dem Motto „Wir haben es satt!“ zusammengefunden.
Die Veranstaltung findet mittlerweile zum elften Mal statt.
Aufgrund der aktuellen Corona-Bestimmungen wurde auf die großangelegten Demonstrationen, aber nicht die Proteste verzichtet.
Der Zug von 25 Traktoren durch das Berliner Regierungsviertel war dennoch nicht weniger eindrucksvoll.
Die Landwirte forderten, die versprochene Agrarwende jetzt einzuleiten und nicht länger auf einen anderen Zeitpunkt zu verschieben.
Deutsche Landwirte fühlen sich nach wie vor in die Ecke gedrängt.
Die Preise für die Erzeugnisse stellen immer wenige eine wirtschaftliche Basis für den Lebensunterhalt sowie den Erhalt der Höfe dar.
Die Landwirte gehen aber auch mit Kritik am eigenen Beruf ganz offen um.
Von der Beteiligung von Bündnis 90/Die Grünen erwarten sich die Landwirte ebenfalls Unterstützung für eine artgerechtere Tierhaltung sowie den zunehmenden Verzicht von Pestiziden zum Anbau von Obst und Gemüse.
Diese Selbstkritik und das gleichzeitige Hoffen auf politische Unterstützung grenzt diese jährliche Veranstaltung deutlich von anderen Protesten ab.
Cem Özdemir stellte sich der Kritik der Protestler
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ist nach dem Regierungswechsel mit Cem Özdemir (Die Grünen) besetzt. Der Protestzug führte bis zum Ministerium, um die schriftlich verfassten Forderungen persönlich zu übergeben. Der Bundesminister übergab diese Aufgabe keinen Angestellten aus dem Ministerium, sondern nahm die Forderungen persönlich in Empfang.
Özdemir zeigte dabei keinerlei Scheu, mit den Vertretern des Bündnisses ins Gespräch zu kommen. Konkrete Versprechungen konnte Özdemir den Bauern jedoch nicht machen.
Die Politik wird nach wie vor stark von Covid-19 und den noch immer ungewissen Folgen für die Wirtschaft überschattet. Ein neuer Protestzug im Jahr 2023 ist daher schon zu Beginn des neuen Jahres so gut wie sicher.
Schnelle Änderungen sind weiterhin nicht zu erwarten
Eine der Äußerungen, die Cem Özdemirs während des Kontakts mit „Wir haben es satt!“ tätigte, zeichnete sich durch einen verhaltenen Optimismus aus. Bis zum Jahr 2030 einen Anteil von 30 % ökologischer Landwirtschaft zu erreichen, sei nur mit großen Mühen zu erzielen. Der Politiker der Grünen zeigte zudem Verständnis für die Lage vieler Bauern.
Betriebe in erster Linie auf Basis der Selbsterhaltung der Höfe zu bewirtschaften und nicht den eigenen Grundsätzen einer nachhaltigen Ökologie nachzukommen, ist auch ein Ergebnis der Politik der letzten Jahrzehnte.
Der kleiner ausfallende Protest dieses Jahres ist somit dennoch auf offene Ohren innerhalb der verantwortlichen Stellen getroffen.
Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.