Rechtschreibrat beobachtet Schreibentwicklung weiter
Am Freitag, dem 14.07.2023, hat der Rat der deutschen Rechtschreibung eine neue Stellungnahme zur geschlechtersensiblen Sprache abgegeben.
Zuvor hatte der Rat in der belgischen Stadt Eupen getagt und das Thema ausführlich diskutiert.
Die Erklärung des Rates enthält weiterhin keine Empfehlung, Unterstriche, Doppelpunkte oder andere Verkürzungen in das amtliche Regelwerk aufzunehmen, die dazu dienen, mehrere Geschlechter zu bezeichnen.
Genderzeichen im Wortinneren gehörten weiterhin nicht zum Kern der deutschen Orthografie. Damit hat der Rechtschreibrat seine Empfehlungen vom 26.03.2021 nochmals bekräftigt.
Rechtschreibrat kann Gesellschaftsdebatte nicht lösen
Der Rat wies zum wiederholten Male darauf hin, dass das Gendern Probleme in der Grammatik verursacht und die Rechtschreibung beeinträchtigt.
Auch das Erlernen der deutschen Sprache dürfe nicht erschwert werden.
Zugleich stellte er erneut klar, die politisch aufgeladene Gesellschaftsdebatte über geschlechtersensible Sprache in seiner Funktion als Rat für die Rechtschreibung nicht lösen zu können.
Reaktionen auf Beschluss des Rates fallen gemischt aus
Für die Frankfurter Rundschau schrieb Karin Dalka in einem Kommentar, der Rat ignoriere, „worum es beim Genderstern und Doppelpunkt geht.“
Den „Sprachreaktionär:innen“ ginge es nicht um die Sprache, sondern darum, „überkommene und bereits aufgebrochene Machtverhältnisse zu restaurieren“, sowie „männliche Dominanzstrukturen zu retten.“
Die Wochenzeitung „Junge Freiheit“ berichtete unterdessen, der Rat der Rechtschreibung habe entschieden, dass die Gendersprache tabu bliebe.
Dem „Gender-Zwang“ und der „linken Phantasiesprache“ sei eine klare Absage erteilt worden. Mehrere konservative und rechte Redaktionen kamen zu einer ähnlichen Auffassung.
Genderzeichen als Phänomen den Sonderzeichen zugeordnet
Andere Nachrichtenportale wiederum begrüßten die Entscheidung des Rates, Genderzeichen als Sprachphänomen in der Kategorie „Sonderzeichen“ zu erfassen.
Ratsmitglied Henning Lobin, Leiter des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache und Professor für Germanistische Linguistik in Mannheim, sagte in einem „SPIEGEL“-Interview, dies sei „ein ganz wichtiger Schritt, ein echter Fortschritt“.
Lobin bekräftigte darüber hinaus mit Blick auf die Schulen, „dass die Verwendung von Genderzeichen nicht einfach als Rechtschreibfehler gewertet werden sollten“.
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