Neues US-Zollregime trifft fast 70 Staaten – deutsche Wirtschaft alarmiert
US-Zollregime trifft fast 70 Staaten – Zölle zwischen 10 und 50 Prozent offiziell in Kraft – Handelskonflikte spitzen sich weltweit zu
Washington/Berlin – Sechs Tage später als ursprünglich angekündigt ist es nun offiziell: Das neue US-Zollregime ist am 7. August in Kraft getreten.
-Präsident Donald Trump sprach vom „großen Tag für Amerika“, doch für viele Handelspartner – darunter auch enge Verbündete – beginnt eine Phase der wirtschaftlichen Unsicherheit.
Fast 70 Länder weltweit sind von teils drastischen neuen Zöllen betroffen.
Die Sätze liegen zwischen 10 und 50 Prozent – je nach politischem und wirtschaftlichem Verhältnis zu den USA.
EU-Zölle offiziell gestartet – deutscher Mittelstand unter Druck
Die Europäische Union muss ab sofort 15 Prozent Zoll auf den Großteil ihrer Exporte in die USA zahlen. Besonders betroffen ist die deutsche Exportwirtschaft, die traditionell stark auf den transatlantischen Handel angewiesen ist.
Autos, Maschinen, Chemieprodukte – für viele Schlüsselbranchen verschlechtern sich die Wettbewerbsbedingungen spürbar.
Laut einer aktuellen Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) erwartet eine klare Mehrheit deutscher Unternehmen (58 %) zusätzliche Belastungen, bei US-aktiven Firmen sind es sogar 74 Prozent.
Der Zollkompromiss, den EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit Trump ausgehandelt hat, soll weitere Strafzölle abwenden.
Doch viele Betriebe zweifeln, ob die Vereinbarung Bestand hat. Bundeskanzler Friedrich Merz warnte vor „erheblichem Schaden für den Standort Deutschland“.
Schweiz besonders hart getroffen – 39 Prozent Zoll
Für die Schweiz, einen engen wirtschaftlichen Partner der USA, bringt das neue Regime einen besonders harten Einschnitt:
39 Prozent Zoll auf zahlreiche Exportgüter – ein drastischer Anstieg gegenüber den ursprünglich geplanten 31 Prozent.
Die Schweiz reagierte mit scharfer Kritik, zumal Schweizer Unternehmen in den USA rund 400.000 Arbeitsplätze geschaffen haben. Trotz diplomatischer Bemühungen gibt es bislang keine Verhandlungslösung mit Washington.
Brasilien: Höchstzollsatz wegen politischem Konflikt
Mit 50 Prozent ist der Höchstzollsatz gegen Brasilien verhängt worden – ein symbolträchtiger Schritt.

Offiziell wird dies mit angeblichen Wettbewerbsverzerrungen und politischen Spannungen begründet.
Inoffiziell soll der Schritt als Druckmittel gegen die Strafverfolgung des Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro dienen. Brasiliens Regierung spricht von „politischer Erpressung“.
Kanada und Mexiko – Nachbarn im Spannungsfeld
Auch Kanada muss künftig mit 35 Prozent Zoll auf nicht USMCA-abgedeckte Produkte rechnen – eine drastische Erhöhung, die auf angeblich mangelnde Kooperation im Kampf gegen Drogenkartelle zurückgeführt wird.
In Mexikos Fall wurde eine drohende Zollerhöhung auf 30 Prozent vorerst ausgesetzt. Präsidentin Claudia Sheinbaum sprach nach einem Gespräch mit Trump von einem „guten Ergebnis“, betonte jedoch, dass die Fristverlängerung nur 90 Tage gelte.
Japan und Südkorea: Zugeständnisse verhindern Schlimmeres – US-Zollregime trifft fast 70 Staaten
Japan und Südkorea konnten durch umfangreiche Zugeständnisse eine Eskalation verhindern. Beide Länder akzeptierten ebenfalls 15 Prozent Zölle, verpflichteten sich aber zu Milliardeninvestitionen in den USA und zum Marktzugang für US-Produkte. Japan kündigte beispielsweise an, US-Autos, Lastwagen und Reis künftig zollfrei zu behandeln.
Indien, Indonesien, Vietnam: Zölle im geopolitischen Kontext
Indien wurde von den USA mit 50 Prozent Zoll belegt – mit direktem Verweis auf den Energieimport aus Russland. Auch Indonesien (19 %) und Vietnam (20 %) wurden mit neuen Zöllen belegt, allerdings verbunden mit umfangreichen US-Lieferverträgen, unter anderem über Flugzeuge und LNG.
Weitere Länder betroffen – Sonderregeln für Metalle
Auch Länder wie Syrien (41 %), Laos, Myanmar (jeweils 40 %), der Irak (35 %) sowie Südafrika (30 %) wurden mit hohen Sätzen belegt. Für Norwegen, Island und Israel gilt der EU-ähnliche Satz von 15 %. Länder, die nicht explizit genannt sind, zahlen pauschal 10 Prozent Zoll.
Eine Besonderheit: Für verarbeitetes Kupfer gelten nun 50 Prozent Zollaufschlag – begründet mit der strategischen Bedeutung des Metalls.
Die bereits bestehenden Zölle auf Stahl und Aluminium (ebenfalls 50 %) bleiben trotz des EU-Deals bestehen.
China und Taiwan: Verhandlungen laufen noch – US-Zollregime trifft fast 70 Staaten
China ist von einem eigenen Deal mit Washington noch entfernt. Eine Frist für eine Einigung läuft am 12. August aus. Zwar signalisierten beide Seiten Gesprächsbereitschaft, doch eine Einigung steht noch aus.
Auch Taiwan ist betroffen: Der dortige Zollsatz liegt aktuell bei 20 %, wird aber als „vorübergehend“ bezeichnet.
Australien bleibt verschont – aber nicht sorglos – US-Zollregime trifft fast 70 Staaten
Australien zählt zu den wenigen westlichen Ländern, die unter dem neuen US-Zollregime nicht mit höheren Abgaben belegt wurden.
Dennoch forderte die Regierung in Canberra erneut die vollständige Abschaffung aller Zölle auf Basis des bestehenden Freihandelsabkommens.
Handelspolitik als geopolitisches Instrument – US-Zollregime trifft fast 70 Staaten
Die neuen US-Zölle sind mehr als reine Wirtschaftspolitik – sie sind ein machtpolitisches Instrument, mit dem die Trump-Regierung ihren globalen Einfluss ausbauen will. Für viele Staaten bedeuten die Zölle strategischen Anpassungsdruck, wirtschaftliche Verluste und Investitionsunsicherheit.
Für Deutschland und andere EU-Staaten stellt sich nun die Frage, ob die transatlantische Partnerschaft künftig noch auf Verlässlichkeit oder nur noch auf Erpressbarkeit basiert.
Klar ist: Der globale Handel befindet sich in einem neuen Zeitalter der Zölle – und der politischen Konditionen.
US-Zollregime trifft fast 70 Staaten – Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.