Angst oder Sorgen?
Angst Energiekrise – Der Psychiater, Psychotherapeut und Angstforscher Borwin Bandelow äußerte sich in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung zu der Frage, ob die aktuelle Energiekrise zu Angst führen muss.
Er stellte folgende Überlegungen an.
Es ist etwas anderes, ob man sich über etwas sorgt oder ob man wirklich Angst hat.
Sorgen macht man sich beispielsweise, wenn man überlegt, wie man im Winter heizt.
Angst führt dagegen zu Schweißausbrüchen, Schwindelanfällen, Atemnot und Zittern.
Sie entsteht, wenn Leib und Leben unmittelbar in Gefahr geraten.
Angst bei Grundbedürfnissen
Bandelow unterscheidet verschiedene Situationen. In der einen erschreckt man, kann dann aber eine Strategie zur Bewältigung entwickeln.
Zum Beispiel bei einer hohen Rechnung. In der anderen löst ein Umstand die Angst ums Überleben aus – wenn es um die Grundbedürfnisse nach Nahrung und Wärme geht.
Die Energiekrise bringt andere Situationen hervor, als wenn man selbst am Kriegsgeschehen beteiligt ist.
Wenn jemand nicht weiß, woher er sein täglich Brot bekommen soll, dann ist das Angst auslösend.
Wenn jemand sich finanziell einschränken muss, entstehen Sorgen.
Mit diesen kann man aber umgehen lernen.
Bandelow betont, dass der Schwund an finanziellen Mitteln verkraftbar wäre, solange man die Grundbedürfnisse noch befriedigen kann.
Wer Überfluss gewohnt ist, müsste lernen, sich etwas einzuschränken.
Die Ärmsten der Gesellschaft sollten nach wie vor staatlich versorgt werden.
Angst und Hoffnung – Angst Energiekrise
Bandelow geht nicht davon aus, dass viel mehr Menschen in der jetzigen Energiekrise so viel Angst entwickeln, dass sie verstärkt psychologische Hilfe brauchen. Weil ein großer Teil der Corona-Krise überwunden wurde, was zu einer positiven Einstellung führt. Einsparen von Geld wäre zudem nicht so bedrohlich wie der Verlust der Gesundheit.
Was passiert, wenn Menschen ihre Heizung nicht mehr bezahlen können? Hier hält er es für wahrscheinlich, dass man öffentlichen beheizten Raum zur Verfügung stellt, zum Beispiel Turnhallen.
Grundsätzlich setzt er drohender Angst die Hoffnung entgegen. Viele Bürger gehen seiner Ansicht nach davon aus, dass die Energiekrise zu bewältigen ist. Er sieht bei ihnen Vertrauen in den Staat. Dazu kommt die Macht der Gewohnheit. Die weit höheren Preis an der Tankstelle empfindet man schon als normal.
Bandelow ist Wissenschaftler an der Universitätsmedizin Göttingen. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht.
Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.