Die Grünen ziehen in den Bundestag ein – Ein Wendepunkt in der deutschen Politik
29. März 1983: Ein neuer politischer Akteur betritt das Parlament
Die Grünen ziehen in den Bundestag – Am 29. März 1983 schrieb die junge Partei Die Grünen deutsche Parlamentsgeschichte:
Zum ersten Mal schaffte sie den Einzug in den Bundestag.
Nach den vorgezogenen Wahlen am 6. März 1983 überschritt sie mit 5,6 Prozent der Stimmen die Fünf-Prozent-Hürde und entsandte 28 Abgeordnete in das deutsche Parlament.
Mit ihrem Wahlerfolg wurde zum ersten Mal seit 1957 eine vierte Fraktion im Bundestag etabliert – neben CDU/CSU, SPD und FDP.
Die Grünen standen für eine neue politische Kultur, die sich radikal von den etablierten Parteien unterschied und von Umweltbewegungen, Friedensaktivisten und Feministen geprägt war.
Herkunft und Wurzeln der Grünen
Die Grünen entstanden aus einer Vielzahl von Bürgerbewegungen und gesellschaftlichen Protestbewegungen der 1970er Jahre:
- Umweltschutzbewegung: Kampf gegen Umweltzerstörung, Atomkraft und industrielle Verschmutzung.
- Friedensbewegung: Proteste gegen den NATO-Doppelbeschluss und die Stationierung von Atomraketen in Deutschland.
- Frauenbewegung: Forderung nach Gleichberechtigung und feministischer Politik.
- Antiautoritäre Strömungen: Kritik an hierarchischen Machtstrukturen in Parteien und Gesellschaft.

1979 traten die Grünen erstmals bei einer Europawahl an, 1980 gründeten sie sich offiziell als Partei.
Ihr Slogan „Keine Macht für niemanden“ spiegelte ihre tief verankerte Skepsis gegenüber Machtstrukturen und traditionellen Parteien wider.
Einzug in den Bundestag: Symbolträchtiger Auftritt
Der erste Auftritt der neuen Bundestagsfraktion am 29. März 1983 war bewusst unkonventionell und setzte ein Zeichen:
- Die Abgeordneten erschienen nicht in klassischen Anzügen, sondern in Wollpullovern und Turnschuhen.
- Sie trugen Sonnenblumen und Zweige einer umweltgeschädigten Tanne als Symbol für ihre Umweltpolitik.
- Ihre Sprache, ihr Auftreten und ihre Forderungen unterschieden sich radikal vom bisherigen parlamentarischen Stil.
Diese Symbolik war Programm: Die Grünen wollten den Bundestag aufrütteln und den etablierten Parteien eine neue, basisdemokratische und bürgernahe Politik entgegenstellen.
Die ersten Köpfe der Grünen im Bundestag
Die Grünen organisierten sich im Bundestag zunächst ohne einen klassischen Fraktionsvorsitz.
Stattdessen wurde ein Sprecherteam gewählt:
- Petra Kelly, eine der bekanntesten Umwelt- und Friedensaktivistinnen, wurde Fraktionssprecherin.
- Otto Schily, ein früherer RAF-Anwalt, der später zur SPD wechseln sollte, war ebenfalls Sprecher.
- Joschka Fischer, der in den 1990er Jahren Außenminister werden sollte, wurde parlamentarischer Geschäftsführer.
Diese Personalentscheidungen zeigten die inhaltliche Bandbreite der Partei – von links-alternativen Bewegungen bis hin zu pragmatischen Reformern.
Der Einfluss der Grünen auf die deutsche Politik
Der Einzug der Grünen in den Bundestag veränderte die politische Landschaft in Deutschland nachhaltig:
- Umwelt- und Klimaschutz wurden erstmals zu zentralen politischen Themen.
- Gegen die Atomkraft wurde eine breite gesellschaftliche Debatte angestoßen.
- Die Friedensbewegung bekam eine parlamentarische Stimme – insbesondere im Kampf gegen Atomwaffen.
- Frauen- und Gleichstellungspolitik wurden gestärkt und in den Fokus gerückt.
Die Grünen brachten zudem eine neue politische Kultur in den Bundestag:
Offenere Debatten, basisdemokratische Strukturen und eine kritische Haltung gegenüber etablierten Machtstrukturen.
Von der Protestpartei zur Regierungspartei – Die Grünen ziehen in den Bundestag
In den Anfangsjahren galten die Grünen als unbequeme Opposition.
Doch mit der Zeit wandelte sich ihr Selbstverständnis:
- In den 1990er Jahren rückten sie pragmatischer in die Mitte.
- 1998 wurden sie erstmals Teil einer Bundesregierung – mit Joschka Fischer als Außenminister in der rot-grünen Koalition unter Gerhard Schröder.
- Heute sind sie eine etablierte Kraft in der deutschen Politik und stellen mit Robert Habeck und Annalena Baerbock zentrale Minister in der Bundesregierung.
Ein Meilenstein für die Demokratie – Die Grünen ziehen in den Bundestag
Der Einzug der Grünen in den Bundestag am 29. März 1983 markierte einen historischen Wendepunkt in der deutschen Politik. Eine Partei, die aus Protestbewegungen entstanden war, etablierte sich als feste Kraft und veränderte die politische Agenda nachhaltig.
Heute, vier Jahrzehnte später, sind die Grünen längst nicht mehr nur eine Protestpartei – doch ihre Wurzeln im Umweltschutz, in der Friedensbewegung und in der Gleichstellungspolitik prägen sie bis heute.
Die Grünen ziehen in den Bundestag – Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.
Die Grünen ziehen in den Bundestag Foto: Tobias Arhelger / adobe.com