1962: DDR-Arzt weiht selbstgebaute Herz-Lungen-Maschine ein
DDR-Arzt selbstgebaute Herz-Lungen-Maschine – Pionierleistung aus Halle rettet Leben – medizinischer Fortschritt trotz politischer Isolation
Medizinischer Meilenstein hinter dem Eisernen Vorhang
Am 3. April 1962 schreibt der Herzchirurg Professor Karl-Ludwig Schober Medizingeschichte:
In der DDR gelingt es ihm, gemeinsam mit dem Physiologen Fritz Struß und einem engagierten Team an der Universität Halle-Wittenberg, eine selbstgebaute Herz-Lungen-Maschine erfolgreich bei einer Operation einzusetzen.
Der erste Patient ist ein elfjähriger Junge, dessen Herzfehler ohne diesen Apparat wohl nicht behandelbar gewesen wäre – die Operation verläuft erfolgreich.
Was heute wie ein Kapitel aus einem Technikroman klingt, war damals ein medizinisches Wunder in einem politisch abgeriegelten Staat, in dem moderne westliche Medizintechnik nicht zur Verfügung stand.
Verbot aus dem Westen – Erfindungsgeist im Osten
Die DDR befand sich Anfang der 1960er Jahre in einem zunehmenden technologischen und politischen Isolationismus.
Die begehrte Medizintechnik aus den USA oder der Bundesrepublik war für ostdeutsche Kliniken nicht verfügbar – weder durch Kauf noch durch offiziellen Austausch.
Professor Schober, der als Pionier der Herzchirurgie in der DDR gilt, ließ sich davon jedoch nicht aufhalten.
Statt zu resignieren, tat er sich mit dem Physiologen Fritz Struß zusammen.
Gemeinsam entwickelten sie die Idee, eine eigene Herz-Lungen-Maschine zu bauen. Die Umsetzung war technisch komplex, logistisch herausfordernd – und politisch heikel.
Beobachten, tüfteln, improvisieren
Um den Aufbau und die Funktionsweise westlicher Geräte zu verstehen, beobachteten die Hallenser Ärzte Operationen ihrer westdeutschen Kollegen – teils auf Kongressen, teils in streng reglementierten Austauschen.
Viele der notwendigen Komponenten wurden unter großem Aufwand selbst gebaut oder beschafft – etwa Pumpen, Membranfilter und Temperaturregler.
Was daraus entstand, war ein funktionierender Prototyp, der zunächst intern belächelt, dann bewundert wurde.
Professor Schober taufte die Maschine augenzwinkernd „Diva“ – ein Hinweis auf ihre launische Technik und die ständige Pflege, die sie erforderte. Doch die „Diva“ funktionierte – und rettete Leben.
Medizinischer Fortschritt unter schwierigen Bedingungen – DDR-Arzt selbstgebaute Herz-Lungen-Maschine
Der erfolgreiche Einsatz der selbstgebauten Maschine markierte einen Wendepunkt in der ostdeutschen Herzchirurgie.
Endlich konnten Eingriffe am offenen Herzen durchgeführt werden, bei denen der Blutkreislauf zwischenzeitlich von einer Maschine übernommen wird.
Für viele Kinder und Erwachsene mit angeborenen oder erworbenen Herzfehlern war das der einzige Weg zur Heilung.
Die Maschine war bis 1972 im Einsatz – ein ganzes Jahrzehnt lang.
Während in westlichen Ländern längst moderne Industrieprodukte verwendet wurden, zeigte die „Diva“, was mit Kreativität, Mut und medizinischer Exzellenz auch unter Mangelbedingungen möglich war.
Ein Kapitel der Medizingeschichte – und der Menschlichkeit – DDR-Arzt selbstgebaute Herz-Lungen-Maschine
Die Geschichte der Herz-Lungen-Maschine aus Halle ist nicht nur ein technisches Meisterstück, sondern auch ein menschliches Zeugnis von Engagement und Verantwortung.

In einem Staat, der seine Bürger oft kontrollierte und einschränkte, entstand hier ein Raum für medizinische Pionierarbeit, getragen von einem unbeugsamen Willen, Leben zu retten – unabhängig von ideologischen Grenzen.
Professor Schober und sein Team sind heute fast vergessen, doch ihre Leistung bleibt bestehen.
Die „Diva“ war nicht nur eine Maschine – sie war ein Symbol für das, was Medizin sein kann, wenn sie sich ganz dem Menschen verschreibt.
Erfindungsgeist gegen Systemgrenzen – DDR-Arzt selbstgebaute Herz-Lungen-Maschine
Die Einweihung der ersten ostdeutschen Herz-Lungen-Maschine am 3. April 1962 ist ein eindrucksvolles Beispiel für Pioniergeist in Zeiten des Mangels.
Sie zeigt, dass medizinischer Fortschritt auch unter politisch schwierigen Bedingungen möglich ist – wenn Menschen bereit sind, über Grenzen hinweg zu denken und zu handeln.
Die „Diva“ aus Halle verdient ihren Platz in der Geschichte der Herzmedizin – als stille Heldin eines Systems, das sie eigentlich nie hätte zulassen dürfen.
Professor Karl-Ludwig Schober: Pionier der Herzchirurgie in der DDR
Professor Karl-Ludwig Schober war einer der bedeutendsten Herzchirurgen der DDR. 1962 gelang ihm eine medizinische Meisterleistung: Da die DDR keine westlichen Herz-Lungen-Maschinen importieren durfte, baute er gemeinsam mit dem Physiologen Fritz Struß an der Universität Halle-Wittenberg eine eigene.
Am 3. April 1962 wurde ein elfjähriger Junge erfolgreich mit dem Gerät – liebevoll „Diva“ genannt – operiert. Bis 1972 rettete der Eigenbau zahlreichen Patienten das Leben. Schober gilt als Symbol für medizinischen Erfindergeist unter schwierigen politischen Bedingungen und trug maßgeblich zur Entwicklung der ostdeutschen Herzchirurgie bei.
DDR-Arzt selbstgebaute Herz-Lungen-Maschine – Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.