Innenminister auf Konfrontationskurs: Dobrindt verteidigt Zurückweisungen trotz Gerichtsurteil
Dobrindt verteidigt Zurückweisungen – Trotz eines juristischen Rückschlags hält Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) unbeirrt an der Praxis fest, Asylsuchende direkt an den deutschen Außengrenzen zurückzuweisen.
Das Berliner Verwaltungsgericht hatte kürzlich die Zurückweisung dreier somalischer Geflüchteter für rechtswidrig erklärt – doch Dobrindt sieht darin keinen Grund für einen Kurswechsel.
Gericht: Zurückweisung rechtswidrig – Minister: „Einzelfall ohne Signalwirkung“
Das Berliner Verwaltungsgericht hatte entschieden, dass die im Januar vollzogene Abweisung von drei Somaliern rechtswidrig gewesen sei.
Die Begründung der Bundespolizei sei unzureichend gewesen, es habe keine individuelle Prüfung der Schutzbedürftigkeit stattgefunden.
Doch für Dobrindt ist das Urteil kein Grund zur Umkehr:
„Wir sehen, dass die Rechtsgrundlage gegeben ist und werden deswegen weiter so verfahren – ganz unabhängig von dieser Einzelfallentscheidung.“
Der Minister verwies mehrfach darauf, dass es sich um einen Eilbeschluss ohne grundsätzliche Reichweite handle.
Zudem hätten die Betroffenen bereits mehrfach versucht, unerlaubt nach Deutschland einzureisen.
Innenminister plant Nachbesserung statt Kurskorrektur
Dobrindt kündigte an, die rechtlichen Begründungen in zukünftigen Fällen „ausführlicher und individueller“ zu gestalten.

„Wir streben das Hauptsacheverfahren an“, erklärte der CSU-Politiker.
Aus juristischer Sicht ist dieser Schritt allerdings fragwürdig: Die Entscheidung ist unanfechtbar, ein Hauptsacheverfahren nur möglich, wenn die Kläger es selbst anstrengen – was angesichts ihres Erfolgs im Eilverfahren unwahrscheinlich ist.
Juristen werten Dobrindts Ankündigung daher als politische Symbolik – weniger als reale juristische Strategie.
Gewerkschaft der Polizei warnt – Grüne fordern Rücknahme
Die Reaktionen auf Dobrindts Haltung fielen geteilt aus.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP), die sich in der Vergangenheit zurückhaltend zu politischen Maßnahmen geäußert hatte, sieht sich nun in ihrer Skepsis bestätigt.
Derartige Zurückweisungen bedeuteten einen „hohen rechtlichen Graubereich“ und brächten die Einsatzkräfte vor Ort in schwierige Lagen.
Die Grünen wurden noch deutlicher:
Sie forderten Dobrindt auf, „seine rechtswidrige Anordnung umgehend zurückzunehmen“ und warfen ihm vor, das Asylrecht systematisch zu untergraben.
SPD zurückhaltend – CDU stellt sich hinter Dobrindt – Dobrindt verteidigt Zurückweisungen
Auch in der SPD – Koalitionspartner der Union – mehren sich kritische Stimmen. Aus dem Innenausschuss des Bundestages war von „verfassungsrechtlicher Unschärfe“ und „politischem Starrsinn“ die Rede.
Eine offizielle Distanzierung von Dobrindts Linie blieb bisher jedoch aus.
Ganz anders die Position innerhalb der CDU. Alexander Throm, innenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion, stärkte Dobrindt demonstrativ den Rücken:
„Wir werden die Beschlüsse des Verwaltungsgerichts natürlich prüfen, aber es handelt sich um Einzelfallentscheidungen.
Die Zurückweisungen müssen fortgesetzt werden.“
Die CDU betrachtet die Maßnahme als notwendig, um illegale Migration an den Grenzen wirksam zu unterbinden.
Politisch brisant: Konfliktlinie quer durch die Ampel-Koalition – Dobrindt verteidigt Zurückweisungen
Die Debatte um die Zurückweisungen ist mehr als ein juristisches Detail. Sie offenbart grundlegende Spannungen über den Umgang mit Migration – nicht nur zwischen Opposition und Regierung, sondern auch innerhalb der Koalition selbst.
Während Grüne und Teile der SPD auf europäische Lösungen und rechtliche Standards pochen, setzen CSU und CDU auf nationale Handlungsfähigkeit und Grenzschutz.
Dobrindt bewegt sich mit seiner Haltung an der Grenze zwischen rechtsstaatlicher Machtausübung und gezielter politischer Provokation – eine Strategie, die für neue Spannungen in der Innenpolitik sorgen dürfte.
Dobrindt verteidigt Zurückweisungen – Symbolpolitik mit begrenztem juristischen Fundament?
Trotz juristischer Zweifel und wachsender Kritik bleibt Dobrindt auf Konfrontationskurs.
Der Innenminister nutzt die Debatte, um sich als konsequenter Verfechter strikter Migrationspolitik zu positionieren – wohl auch mit Blick auf seine Partei und ein konservatives Wählerklientel.
Ob die Strategie aufgeht, bleibt abzuwarten.
Klar ist nur: Die rechtliche Grundlage der Zurückweisungen steht spätestens seit dem Berliner Urteil auf dünnem Eis – und der innenpolitische Streit ist längst nicht entschieden.
Dobrindt verteidigt Zurückweisungen – Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.
Dobrindt verteidigt Zurückweisungen – Foto: U. J. Alexander / adobe.com