Tsundoku – Ansammeln von Büchern
Tsundoku (積ん読) ist ein japanisches Wort, das eine häufige Gewohnheit beschreibt – das Ansammeln von Büchern, die man plant zu lesen, aber nie dazu kommt. Der Begriff setzt sich zusammen aus „tsunde“ (stapeln) und „oku“ (legen) und dem Wort „doku“ (lesen).
Er erfasst ein Phänomen, das vielen Buchliebhabern auf der ganzen Welt bekannt sein dürfte: Man kauft mit Begeisterung neue Bücher, stellt sie ins Regal und entdeckt dann immer wieder neue spannende Titel, bevor die anderen gelesen worden sind.
Tsundoku ist jedoch mehr als nur die physische Ansammlung von Literatur. Es spiegelt sowohl die Liebe zu Büchern als auch das Streben nach Wissen und die optimistische Intention wieder, sich persönlich weiterzubilden.
In einer Zeit, in der Informationen größtenteils digital und sofort zugänglich sind, behält der Akt des Bücherkaufens eine besondere Bedeutung bei. Es steht für die Wertschätzung des geschriebenen Wortes und für die Anerkennung des Buches als Objekt, das sowohl ästhetischen als auch bildenden Wert besitzt.
Tsundoku kann auch psychologische Aspekte haben
Für einige ist es vielleicht eine Art von Versprechen an sich selbst, bestimmte Themen irgendwann zu erforschen, oder ein Symbol für die unendlichen Möglichkeiten, die Bücher bieten.
Andere mögen es als eine Form des intellektuellen Sammelns betrachten, ähnlich wie ein Kunstsammler, der Werke erwirbt, die er schätzt, auch wenn er nicht vorhat, sich mit jedem einzelnen täglich zu beschäftigen.
Es gibt jedoch auch kritische Stimmen, die in Tsundoku eine Form von Konsumismus oder Vermeidungsverhalten sehen. Man sammelt Bücher, um einen Aspekt des Selbst oder des Lebens zu verbessern, aber das fortwährende Ansammlen ohne das eigentliche Lesen könnte ein Zeichen dafür sein, dass man sich vor diesen Veränderungen oder der Auseinandersetzung mit neuen Ideen scheut.
In letzter Zeit erfuhr der Begriff Tsundoku eine größere Aufmerksamkeit außerhalb Japans, teilweise durch soziale Medien, wo Menschen ihre Stapel ungelesener Bücher teilen und sich gegenseitig bestärken.
Dieser Trend hat zu einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten geführt, die Trost und Freude darin finden, dass sie nicht alleine sind mit ihren literarischen Ambitionen und ihrem ständigen Kampf gegen die Zeit, um diese zu realisieren.
Abschließend lässt sich sagen, dass Tsundoku ein facettenreiches Phänomen ist, das zwischen der Freude am Erwerb neuer Bücher und dem leisen Ruf nach persönlicher Entwicklung schwebt.
Es kann sowohl als Bestätigung als auch als Herausforderung für diejenigen dienen, die sich in der Welt der Literatur zuhause fühlen.
Ungeachtet der positiven oder negativen Konnotationen, die Tsundoku begleiten, bleibt es ein Zeichen unserer Zeit und ein fesselnder Einblick in die menschliche Natur.
Tsundoku – Wir bleiben am Buch für Sie. BerlinMorgen.