Die Arbeit in der Landwirtschaft hinterlässt auch seelische Spuren
Psychischen Belastungsstörungen bei Landwirten – Die Nachrichten von Bauernprotesten sorgen in der Bevölkerung durchaus für gemischte Reaktionen.
Das Wegschütten tausender Liter Milch gehört zu den Bildern, die auch Kopfschütteln hervorrufen.
Mit diesen Aktionen zeigt sich auch die Verzweiflung vieler Landwirte. Milchbauern kennen kaum eine Pause oder gar ein Wochenende.
Belohnt wird diese Mühe mit Niedrigpreisen, die finanzielle Sorgen bis hin zu Existenzängsten schüren.
Auswirkungen zeigen sich auch in privater Hinsicht.
Einen Partner zu finden, der den Beruf des Partners quasi mit heiratet, wird zu einem immer schwierigen Unterfangen.
Neuesten Studien zufolge haben bis zu 80 % der deutschen Landwirte mit psychischen Erkrankungen zu kämpfen.
Dazu gehören Burnout-Syndrome ebenso wie Depressionen und stressbedingte psychische Erkrankungen.
Stress baut sich oftmals auch aufgrund der familiären Verpflichtungen auf.
Höfe und landwirtschaftliche Betriebe sind oftmals über Generationen entstanden.
Den Druck, das Lebenswerk der Vorfahren zu erhalten, ist für einen wachsenden Anteil an Landwirten seelisch nicht mehr zu bewältigen.
In der Landwirtschaft ist eine Trennung von Beruf und Privatleben kaum möglich
Burnouts und durch Stress verursachte Erkrankungen sind keineswegs nur in der Landwirtschaft zu finden. Der erhöhte Anteil an Erkrankten stimmt dagegen nachdenklich. Was im Vergleich zu anderen Berufen hervortritt, ist die fehlende Distanz zwischen Beruf und Freizeit.
Hofarbeit und das Wohnumfeld gehen in der Regel Hand in Hand. Die Tür zu schließen und den Büroalltag weit hinter sich zu lassen ist in der Landwirtschaft keine Option für Bauern. Das Vieh muss auch am Wochenende betreut werden. Darüber hinaus ist es deutlich schwieriger eine Urlaubsvertretung zu finden, als dies bei Berufen außerhalb der Landwirtschaft der Fall wäre.
Die Verantwortung von den eigenen Schultern zu nehmen, sobald die Last zu groß wird, stellt somit kaum eine ernstzunehmende Option an. Entsprechend häufig werden Symptome, die auf einen Burnout schließen lassen, ignoriert.
Folgt der komplette körperliche Zusammenbruch, steht nicht selten auch die Existenz auf dem Spiel. Hilfsangebote sind dagegen nur sehr spärlich gesät. Bauern müssen daher auch weiterhin von sich aus aktiv werden, um Hilfe für seelische Erkrankungen zu finden.
Die Zukunftsaussichten für die private Landwirtschaft sind nicht vielversprechend
Der Preisdruck in der Landwirtschaft ist ein Thema, welches mittlerweile mehrere Generationen umfasst. Das politische Mittel der Subventionen wird dagegen kaum mehr als positiver Einfluss empfunden. Zu bürokratisch seien finanzielle Zuschüsse, die vielleicht in wenigen Jahren schon wieder sang- und klanglos gestrichen werden.
Die düsteren Prognosen von einer sterbenden Landwirtschaft privater Betriebe hin zu Großbetrieben, in denen Landwirtschaft wie eine Industrie betrachtet wird. Mit dieser Entwicklung würde auch das Gespür für die Haltung von Vieh sowie den Anbau von Obst, Gemüse und Getreide verlorengehen.
Das traditionelle Handwerk wird augenscheinlich auch in der Landwirtschaft mehr und mehr zu einer Ausnahmeerscheinung.
Wir sind für Sie am Ball. BerlinMorgen.