Befürworter und Kritiker der Viertagewoche stehen sich gegenüber
In Großbritannien wurde die Viertagewoche bereits getestet.
Weitere Projekte dafür finden sich unter anderem in Südafrika und Irland. Nun soll auch in Deutschland ein Versuchsballon starten.
Koordiniert wird der Prozess von der Berliner Intraprenör GmbH.
Sie steht nach eigenen Angaben für die Entwicklung von Organisationen, die Menschen in den Mittelpunkt ihres Tuns stellen.
Interessiert an dem Projekt für die Viertagewoche zeigten sich über 200 Unternehmungen. Falls sie bis Februar 2024 am Ball bleiben, wenn der Startschuss fällt, wäre es der weltweit umfangreichste Pilotversuch zu einer neuen Arbeitszeitstruktur.
Ein halbes Jahr ist für die Viertagewoche angesetzt. Trotz der Reduzierung bleibt die Entlohnung gleich. Gestützt wird der optimistische Versuch von den britischen Erfahrungen.
Dort fanden sich durchweg positive Ergebnisse. Die Umsätze sanken nicht, und die Beschäftigten fühlten sich zufriedener und gesundheitlich besser. Zudem konnten sie Familie und Beruf besser vereinbaren.
Versuchsballon startet
Kritiker bemängeln, dass es keine Vergleichsstudien gibt, weil nur Unternehmungen beteiligt waren, die die Viertagewoche schon vorher für ein gutes Modell hielten. Außerdem wären zu wenige Großunternehmen beteiligt gewesen.
Die flexibleren teilnehmenden kleinen und mittleren Unternehmen seien demnach nicht repräsentativ. Auch Arbeitnehmer würden nicht durch die Bank hinweg die Viertagewoche befürworten, selbst wenn die Firmenleitung sie einführen wollte.
Gerade bei der britischen Studie wären die Teilnehmer aus den Bereichen Dienstleistung, Marketing, Kulturbetriebe und Informationstechnologie rekrutiert worden. Fundiertere Ergebnisse kämen zustande, wenn das deutsche Projekt zur Viertagewoche auch Handelsbetriebe und Unternehmungen im Gesundheitsbereich zuließe.
Das Projekt soll wissenschaftlich begleitet werden. Dabei sollen nicht nur subjektive Erfahrungen erforscht, sondern auch messbare Daten ausgewertet werden. Dazu zählt, wie oft sich Mitarbeiter krank melden und wie viele kündigen.
Ebenso wird erfasst, ob bzw. wie der Umsatz sich verändert.
Größere Flexibilität der Arbeitszeit nötig
Fachleute halten eine allgemeine Forderung nach der Viertagewoche nicht für angebracht. Wohl wäre es in Handwerksbetrieben möglich, die Arbeit von fünf auf vier Tage umzuverteilen, und auch in Verwaltungen und bei der Forschung könnte das unproblematisch sein.
Doch in vielen Bereichen ist eine Rund-um-die Uhr-Besetzung erforderlich.
Beispiele sind das Gesundheitswesen und der Handel. Hier wäre eine größere Flexibilität der Arbeitszeit nötig, aber keine starre Fokussierung.
Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.