Ist der Zölibat noch zeitgemäß?
Ja, Sie haben richtig gelesen. Tatsächlich heißt es der Zölibat, auch wenn umgangssprachlich daraus das Zölibat wurde.
Das Wort stammt aus dem Lateinischen caelebs, was so viel wie unvermählt lebend meint und ebenfalls aus dem Wortstamm caelibatus, welches die Ehelosigkeit bezeichnet.
Dass damit dann in der Folge des Denkens auch die sexuelle Enthaltsamkeit aus religiösen Gründen beinhaltet wurde, ist logisch.
Der zölibatäre Lebensstil ist seit dem Jahre 1139 für Priester der katholischen Kirche verpflichtend. Aus Gründen der Fokussierung betrachten wir hier den zölibatären Lebensstil in der katholischen Kirche.
Generell wird allerdings das Thema in den Kirchen wie orthodoxe Kirche, evangelische Kirche und alt-
katholische Kirche unterschiedlich behandelt.
Der Zölibat, der zu den evangelischen Räten (neben Armut und Gehorsam) aufgenommen wurde, beruht auf der frei gewählten Lebensform der Ehelosigkeit „um des Himmelreiches willen“, die aus den Worten des Jesus in Matthäus19,12 abgeleitet wurden.
Der Wortlaut in der Lutherbibel 1912 ist dazu: „Denn es sind etliche verschnitten, die sind aus Mutterleibe also geboren; und sind etliche verschnitten, die von Menschen verschnitten sind; und sind etliche verschnitten, die sich selbst verschnitten haben, um des Himmelreiches willen. Wer es fassen kann, der fasse es.“ Zölibat noch zeitgemäß
Der Zölibat ist gemäß Codex luris canonisis Canon 277 § 1 für angehende Priester mit der Weihe zum Diakon kirchenrechtlich verpflichtend: „Die Kleriker sind gehalten, vollkommene und immerwährende Enthaltsamkeit um des Himmelreiches willen zu wahren; deshalb sind sie zum Zölibat verpflichtet, der eine besondere Gabe Gottes ist, durch welche die geistlichen Amtsträger leichter, mit ungeteiltem Herzen Christus anhangen und sich freier dem Dienst an Gott und den Menschen widmen können.“
Es ist somit eine Vorbedingung für die Weihe zum Priester.
So weit, so gut. Nachvollziehbar, weil die persönliche Verpflichtung, sich ausschließlich dem Pfade Gottes zu widmen, weder eine zweite Person des Beglückens noch eine Verstrickung in triebhaftes Verhalten zulässt.
Um den spirituellen Weg zu gehen, ist vollständige Konzentration auf das eine Ziel notwendig und dies bedeutet eben auch, sich komplett aus der Versklavung der Sinne/Triebe zu befreien.
Und nun sind wir in der ausschließlich das Ego fütternden Sinnenwelt der Neuzeit angekommen.
Das allgemeine Verständnis für einen spirituellen Weg ist durchaus bei wenigen vorhanden, aber die damit verbundenen Anforderungen werden dann doch lieber negiert.
Für die Mehrheit jedoch ist der spirituelle Weg eher etwas für weltfremde Spinner, zumal die, die ihn eigentlich erklären sollten (die Kirchen) schon kurz und teilweise auch während (Origenes) der frühen Zeit der patristischen Kirchenvätern komplett der Bezug dazu verloren haben.
In der Folge wird dann dieses Unverständnis eines spirituellen Weges als Maß aller Dinge thematisiert und schon ist der Zölibat nicht mehr zeitgemäß. Zölibat noch zeitgemäß
Frei nach dem Motto: „Wenn ich die Dinge auf die Basis meines eigenen Unvermögens/Unverständnisses herunterziehe, dann passt es schon.“
Natürlich ist der Zölibat zeitgemäß und wird es auch immer bleiben, solange es ernsthaft spirituell Suchende gibt in allen Religionen dieser Welt.
Er ist hierbei eine Stufe auf der Leiter der letztlichen Erkenntnis.
Was jedoch nicht zeitgemäß ist, ist, dass trotz dieser Verpflichtung viele unter den Mantel der Kirchen versuchen zu schlüpfen, um dann dennoch fast ungehindert ihre Triebhaftigkeit ausleben können.
Warum kann das in diesen Organisationen überhaupt erfolgen? Weil Einäugige Blinde anleiten, aber dennoch ausschließlich über die Welt des Sehens richten wollen. Zölibat noch zeitgemäß
Weniger kryptisch: Würden die Angestellten der Kirche wissen, was ein wahrhafter spiritueller Weg ist, würden sie auch ungleich selektiver bei den Priesterweihen vorgehen.
Dass dies jedoch aus Sicht der Kirchen einen weiteren Schwund des Personals bedeuten würde: geschenkt!
Denn: „Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und wenn er eins von ihnen verliert, nicht die Neunundneunzig in der Wüste lässt und geht dem verlorenen nach, bis er’s findet? Zölibat noch zeitgemäß.
Und wenn er’s gefunden hat, so legt er sich’s auf die Schultern voller Freude.“ Lukas 15
Denn es kommt nicht auf die Quantität, sondern auf die Qualität an.
Nicht der Zölibat ist krank, sondern die Organisationen, die diese Krankheit durch ihre Entfremdung von der ursprünglichen Lehre bewusst zulassen.
Zölibat noch zeitgemäß – Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.