Pflegekräfte sehen sich verstärkt nach beruflichen Alternativen um
Pflegeberufe immer unattraktiver – Schon vor Covid-19 galten Pflegeberufe in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen als körperlich fordernd, ohne eine annähernd angemessene Vergütung zu erhalten.
Die seit 24 Monaten anhaltende dauernde Belastung hat auch nach den erhältlichen Impfungen nicht an Brisanz verloren.
Die kurzen Phasen zwischen den Wellen dienten kaum als Erholung für Kranken- und Altenpfleger. Laut neuesten Umfragen denken aktuell bis zu 40 Prozent der Pflegekräfte in Deutschland darüber nach, den gewählten Beruf zu verlassen.
Als Grund wird auch der Abbau an Kosten, der in den vergangenen zwei Jahrzehnten im Gesundheitssektor betrieben wurde, genannt.
Eine Pflegekraft müsste eine immer größer werdende Anzahl an Patienten versorgen, da Kollegen krankheitsbedingt fehlen oder Stellen nicht wieder neu besetzt werden.
Diese Missstände sind auch für die Politik kein unbekanntes Thema.
Der Wechsel der Farben von Schwarz und Rot zu Rot, Gelb und Grün hat bisher jedoch noch keine einschneidenden Veränderungen mit sich gebracht.
Der versprochene Pflegebonus kam oft nur in stark begrenztem Rahmen an
In Deutschland gelten über 4,6 Millionen Menschen als pflegebedürftig. Davon leben bis zu 730.000 Personen dauerhaft in einem Pflegeheim. Als Wiedergutmachung für die stark gestiegene Belastung während der anhaltenden Coronakrise wurden auch Pflegeboni in Aussicht gestellt. In allen Diskussionen wurde schnell deutlich, dass jeweils nur ein begrenzter Teil von Personen von diesem Bonus profitieren sollte.
Aktuell wird überlegt Pflegekräfte, die durch Covid-19 einer besonderen Belastung ausgesetzt waren, einen Bonus zukommen zu lassen. In Aussicht gestellt wurde durch die neue Ampel-Regierung ein Betrag von bis zu 1 Milliarde Euro.
Wie sich herausstellt, können Krankenpfleger von Intensivstationen die besondere Belastung wahrscheinlich spielend nachweisen, während zum Beispiel Pflegekräfte, die Patienten mit Long Covid betreuen, sehr wahrscheinlich leer ausgehen werden.
Pflegeberufe immer unattraktiver – Ab dem 15. März wird die Impfpflicht zur Gewissensfrage
Der 15. März ist ein Datum, der innerhalb des Pflegesektors schon jetzt mit großer Sorge betrachtet wird. Die Impfpflicht für Pflegekräfte hat nicht nur den gewünschten Effekt erzielt. Nach dem kurzfristigen Anstieg der Erstimpfungen droht zu diesem Datum ein massenhafter Ausstieg aus der Pflege.
Bislang wird dieses Thema weder politisch noch medial mit großer Sorge betrachtet. Die sich verringernde Attraktivität so gut wie aller Pflegeberufe macht es unwahrscheinlich, tausende Stellen zeitnah neu zu besetzen. Zeitgleich stehen ausgebildete Kräfte dem privaten Sektor zur Verfügung.
Menschen, die für die eigenen Eltern oder Großeltern eine professionelle Betreuung benötigen, haben in den nächsten Wochen kaum Probleme Fachkräfte zu gewinnen. Wirft die Regierung einen Köder aus, könnten sich die Fische schon längst in anderen Gewässern befinden.
Wir bleiben für Sie am Ball. BerlinMorgen.