Vier-Tage-Woche – Auch eine Perspektive für Deutschland?
Nun ist auch Belgien den Schritt zur Vier-Tage-Woche gegangen. Mit einem flexiblen Arbeitszeitmodell sollen Arbeitnehmer ihre 40-Stunden-Woche auf vier Tage verteilen können, um einen Tag in der Woche freizuhaben.
Nachdem Schweden bereits großflächig das Modell der 30-Stunden-Woche bei vollem Gehaltsausgleich getestet hat, zogen Island, Spanien und jetzt auch Belgien nach. In ihren Testphasen erlebten alle Länder unterschiedliche Auswirkungen der Vier-Tage-Woche. Jetzt werden auch in Deutschland immer mehr Stimmen laut, die eine Arbeitszeitverkürzung fordern.
Der Ruf nach mehr Flexibilität in der Arbeitswelt
Die Pandemie hat die Arbeitswelt verändert. Nicht nur in Deutschland wurden plötzlich Remote-Arbeit, Homeoffice und flexible Arbeitszeitmodelle gesellschaftstauglich. Dabei ging es um viel mehr, als nur um Sicherheit für die Mitarbeiter. Lockdown, Kinderbetreuung und Pflege Angehöriger weckten stärker denn je den Wunsch, wieder mehr zu leben und weniger zu arbeiten. Hierbei wendete sich auch der Blick auf die Vier-Tage-Woche, also vier Tage arbeiten und drei Tage freihaben, und das bei vollem Lohnausgleich.
Dabei kam es zu verschiedenen Modellen. Eine Möglichkeit ist, dass die Mitarbeiter die volle Stundenzahl leisten, diese aber auch in vier Tagen arbeiten können. Arbeiten die Mitarbeiter nun zehn Stunden am Tag, können sie einen Tag in der Woche zu Hause bleiben.
Die andere Variante ist es, die Stunden zu reduzieren und trotzdem das volle Gehalt zu erhalten. In Schweden wurde dieses System in mehreren Unternehmen über mehrere Jahre mit unterschiedlichen Ergebnissen getestet.
Das Ziel der Vier-Tage-Woche ist fast immer gleich. Es soll die Mitarbeiterzufriedenheit und damit die Produktivität fördern. Die Vier-Tage-Woche senkte zum Beispiel in einem schwedischen Altenheim die Krankentage der Arbeitnehmer, die Zahl der Kündigungen reduzierte sich, die Mitarbeiter waren allgemein zufriedener und freie Stellen wurden schneller wieder besetzt. Auch in Island wurde das Modell in einer Testphase von 2015 bis 2021 positiv bewertet. Die Arbeitnehmer waren durchgehend produktiv, es kam zu wenigen Überstunden und die Leistung verbesserte sich zum Teil. Die Umstellung war einfacher als erwartet, die befürchtete Kostenexplosion blieb aus.
Spanien und Belgien versuchen, mit diesem Modell mehr Vollzeitarbeitsplätze zu schaffen und die hohe Arbeitslosigkeit zu reduzieren. Auch Microsoft testete in Japan die Vier-Tage-Woche und erreichte eine Produktivitätssteigerung von 40 Prozent.
Vorteile für die Gesundheit
Auch in Deutschland fordern immer mehr Arbeitnehmer und Gewerkschaften die Vier-Tage-Woche. Gewerkschaften kritisieren schon länger die Verdichtung der Arbeit, Stress und Zeitmangel.
![Vier-Tage-Woche Vier-Tage-Woche](http://berlinmorgen.de/wp-content/uploads/2022/02/Vier-Tage-Woche.jpg)
Durch eine Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich kann die Gesundheit der Mitarbeiter geschützt und die Motivation gestärkt werden. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass durch die Arbeitszeitverkürzung wieder effektiver gearbeitet wird.
Befürworter argumentieren, dass die wenigstens Arbeitnehmer volle acht Stunden am Tag durcharbeiten, sodass sich viele Arbeiten auch in sechs Stunden erledigen lassen. Zudem erhöht die kürzere Woche die Motivation, zeitraubende Meetings oder lange Konferenzen auf das Wesentliche zu beschränken. Eine Entschleunigung des Arbeitstages habe demnach nicht nur Vorteile für die Arbeitnehmer, sondern spare den Unternehmen wertvolle Ressourcen.
Alles in allem viele gute Argumente für ein Umdenken in der Arbeitswelt. Gewerkschaften sehen jedenfalls viele Vorteile der Vier-Tage-Woche, sowohl für Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber.
Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.