U2 auf Irrwegen
U2 auf Irrwegen – Das neue Album beinhaltet wohlbekannte Titel, allerdings in einem anderen Arrangement.
Zumeist handelt es sich um Akustik-Versionen, getragen von Gitarre und Piano, mit manchmal leicht belüfteten Textgewand.
Bono und The Edge geben das Duo. Doch anstatt die Wucht der Originale zu treffen, entkernen sie die Botschaft und geben dadurch viele Songs die Dynamik von Kinderliedern.
Wieso bloß gab es keine Freunde, die wenigstens mahnend den Finger gehoben haben und Schlimmeres zu vermeiden?
Die eigenen Songs zu covern ist immer ein gewagter Drahtseilakt, dazu gibt es unzählige Beispiele. Aber wenn man diese dann auch noch durch eine reine Akustik-Version musikalisch komplett entschärft, der Text jedoch eine ganz andere Botschaft zu diesem Geplätscher hat, wird es fragwürdig.
„Sunday bloody Sunday“ mutiert zum Langweiler
Wenn das mitreißende „Sunday Bloody Sunday“, die Hymne zum Nordirland-Konflikt, plötzlich zu einem Langweiler erster Güte mutiert, ist etwas ganz gewaltig falsch gelaufen! Ich gebe zu, ich hatte Mühe, mir diese Version bis zum bitteren Ende anhören zu müssen.
Auch für die U2-Truppe gilt, dass die Wut und Verzweiflung der jungen Jahre, die uns so brillante Songs bescherte, im weisen (Bono?) und satten Alter nicht immer so authentisch vorgetragen werden können.
Das mag nicht für Live-Konzerte gelten, bei denen man sich immer noch der Nostalgie dieser zornigen Tage hingeben kann und sich mittragen lässt, aber das gilt auf jeden Fall für die nun neue akustische Version, der gänzlich die Ausdrucksform des Rebellierenden abgeht.

Vielmehr scheint man plötzlich eine für die Organe nebenwirkungsfreie Möglichkeit zum schnellen Einschlafen entdeckt zu haben.
Für Songs, denen sich nicht die Fans dahin gehend bedient haben, dass es ihr Eigentum und ihre Kernschmelze mit der Band ist, mag es ja noch angehen und der ein oder andere dieser Fan-Ladenhüter funkelt plötzlich ein wenig.
Aber die der Fangemeinde gehörenden Songs wie „With or without you“ oder „Pride (In the Name of Love)“ hören sich plötzlich an, als hätte AC/DC auf Ukulele gewechselt.
Fast scheint es so, als ob man die Teebeutel, die einen kräftigen und wohlschmeckenden Tee ergeben haben, ohne Not noch einmal aufgießt, um zu sehen, ob man dieses Gebräu nicht auch noch trinken kann.
Kann man nicht, lieber Bono!
Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.
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