Steuereinnahmen brechen ein: Klingbeil vor Kraftakt beim Bundeshaushalt
Steuereinnahmen brechen ein – 33,3 Milliarden Euro fehlen dem Bund bis 2029 – Koalitionsprojekte geraten unter Druck
Fehlstart mit Ansage
Kaum im Amt, muss der neue Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) eine bittere Nachricht verkünden:
Die Einnahmeerwartungen des Bundes bis zum Jahr 2029 wurden um 33,3 Milliarden Euro nach unten korrigiert.
Für die öffentlichen Haushalte insgesamt, also einschließlich von Ländern und Kommunen, liegt das erwartete Minus sogar bei 81,2 Milliarden Euro.
„Wir haben das in den Koalitionsverhandlungen bereits einkalkuliert“, betonte Klingbeil.
Dennoch steht fest: Die schwarz-rote Bundesregierung wird ihre ambitionierten Projekte nur mit Vorsicht und unter Vorbehalt umsetzen können.
Wachstum bleibt aus – Prognosen enttäuschen
Grundlage der Steuerschätzung ist die Konjunkturprognose der Bundesregierung – und die zeigt:
Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle. Zum dritten Mal in Folge wird kein Wachstum verzeichnet.
Auch für das kommende Jahr erwarten die Experten nur ein mageres Plus von 1,0 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt (BIP).
Damit fehlen die wachstumsbedingten Steuermehreinnahmen, auf die viele Koalitionsvorhaben setzen.
Klingbeils Antwort: „Wir müssen Wachstum schaffen – nur dann gewinnen wir neuen Spielraum.“
Haushalt unter neuen Vorzeichen
Besonders brisant: Aufgrund des Koalitionswechsels nach der vorgezogenen Bundestagswahl muss der Haushalt 2025 komplett neu geplant werden.
Der ursprüngliche Entwurf von Ex-Finanzminister Christian Lindner (FDP) gilt als überholt. Klingbeil will seinen überarbeiteten Haushaltsplan am 25. Juni ins Kabinett einbringen.

Unklar ist, ob das gelingt:
Der Zeitplan ist ambitioniert, und die politischen Spannungen innerhalb der Koalition wachsen.
Denn: Ohne zusätzliche Einnahmen oder Einsparungen drohen Kürzungen bei zentralen Vorhaben.
Finanzierungsvorbehalt für Koalitionsprojekte
Die schlechte Einnahmelage trifft eine Koalition, die bereits bei ihrer Gründung zahlreiche Projekte unter Finanzierungsvorbehalt gestellt hat – etwa in den Bereichen Bildung, sozialer Wohnungsbau, Digitalisierung und Familienpolitik.
Klingbeil machte klar: Historische Kreditspielräume hin oder her – unbegrenzte Mittel stehen nicht zur Verfügung. Stattdessen kündigte er eine „Haushaltskonsolidierung mit Augenmaß“ an.
Wie schmerzhaft diese ausfallen wird, hängt auch vom politischen Willen der Kabinettsmitglieder ab. Ob der Haushalt wie geplant Anfang September beschlossen werden kann, ist offen.
Sondervermögen: Milliarden mit begrenztem Spielraum
Entlastung kommt durch das Sondervermögen für Verteidigung und Infrastruktur. Dank der gelockerten Schuldenbremse kann der Bund hier quasi unbegrenzt Kredite aufnehmen. Das betrifft:
- Verteidigungsausgaben für die Bundeswehr
- Investitionen in Straßen, Schienen, Kitas und Energienetze
- Breitbandausbau und Digitalisierung
Aber: Das Sondervermögen darf nur für zusätzliche Ausgaben genutzt werden. Im Kernhaushalt müssen weiterhin solide Investitionen stehen, um diese Mittel zu aktivieren. Ohne eine tragfähige Haushaltspolitik bleibt also auch das Sondervermögen nur eine theoretische Reserve.
Ausblick: Zwischen Sparzwang und Investitionsdruck – Steuereinnahmen brechen ein
Die Bundesregierung steht nun vor einem Dilemma:
Einerseits muss sie mit den drastisch gesunkenen Einnahmen haushalten, andererseits will sie mit ihrem Koalitionsvertrag Impulse für Modernisierung und Wohlstand setzen.
Die zentrale Herausforderung lautet:
Wie viel Spielraum lässt die Realität? Und wie viel davon ist die Koalition bereit, gemeinsam zu nutzen – oder zu opfern?
Klingbeil muss auf Sicht fahren – Steuereinnahmen brechen ein
Die neue Bundesregierung startet mit einer wirtschaftspolitischen Bremswirkung, bevor sie richtig losgelegt hat. Für Lars Klingbeil wird der Haushalt 2025 zur Nagelprobe: Kann er die Erwartungen der Koalition mit den knappen Mitteln in Einklang bringen?
Klar ist: Ohne konjunkturellen Rückenwind wird die Umsetzung des Koalitionsvertrags zur Gratwanderung. Der Haushalt muss zum Spagat werden – zwischen Konsolidierung, Krisenfestigkeit und Zukunftsinvestitionen. Klingbeils größte Herausforderung beginnt jetzt.
Steuereinnahmen brechen ein – Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.