Deutschlands wirtschaftliche Kluft wächst – alte Industrieregionen verlieren an Boden
Deutschlands wirtschaftliche Kluft – Während sich die deutsche Gesamtwirtschaft weiterhin im Abschwung befindet, zeigen neue Zahlen der Statistikämter der Länder:
Die wirtschaftliche Entwicklung verläuft regional sehr unterschiedlich.
Einige Bundesländer konnten sich 2024 gegen den negativen Trend stemmen und sogar ein leichtes Wachstum erzielen.
Andere hingegen verzeichnen deutliche Rückgänge – vor allem jene, deren wirtschaftliches Fundament stark von klassischen Industriebranchen abhängt.
Damit wird ein tiefgreifender Strukturwandel sichtbar, der nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesellschaftliche Folgen haben könnte.
Bundesweiter Abwärtstrend – aber nicht flächendeckend
Deutschland hat mittlerweile das dritte Jahr in Folge mit wirtschaftlichen Einbußen zu kämpfen.
Nach bereits schwachen Zahlen in den Vorjahren fiel das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2024 um weitere 0,2 Prozent.
Die erhoffte Trendwende bleibt aus.
Doch bei genauerem Blick auf die Bundesländer offenbart sich ein differenziertes Bild:
Während zehn von 16 Ländern ein negatives Wirtschaftswachstum verzeichneten, konnten einige Regionen zumindest leichte Zuwächse melden.
Diese Unterschiede spiegeln eine wachsende wirtschaftliche Kluft im Land wider.
Besonders auffällig:
Die Bundesländer, die am stärksten verlieren, haben eine Gemeinsamkeit – sie sind stark durch traditionelle Industrie geprägt und stehen im Zentrum der Transformation von Automobil- und Chemiebranche.
Saarland im freien Fall: Autoindustrie als Risikofaktor – Deutschlands wirtschaftliche Kluft
Das Saarland trifft der Abschwung besonders hart.
Mit einem Rückgang des BIP um 1,9 Prozent verzeichnet das kleine Bundesland den höchsten Wirtschaftseinbruch Deutschlands im Jahr 2024.
Die Ursachen sind strukturell:
Die Region ist überdurchschnittlich stark von der Automobil- und Zulieferindustrie abhängig.
Jeder neunte Arbeitsplatz im Saarland hängt direkt oder indirekt mit der Fahrzeugproduktion zusammen. Insgesamt arbeiten dort rund 44.000 Menschen in diesem Sektor.
Die Automobilindustrie steht jedoch seit Jahren unter immensem Transformationsdruck – getrieben durch Elektrifizierung, Digitalisierung und wachsende internationale Konkurrenz, insbesondere aus China.
Hinzu kommt die Sorge vor Handelsbarrieren wie den angekündigten US-Strafzöllen.

All das trifft eine Region, die wirtschaftlich stark vom Wohl und Wehe einzelner Großunternehmen abhängt.
Geht es etwa dem Zuliefergiganten ZF Friedrichshafen schlecht, leidet die gesamte Region.
Auch der saarländische Stahlsektor befindet sich im Krisenmodus.
Energieintensive Produktionsprozesse und hohe Strompreise setzen die Branche unter Druck.
Die Hoffnungen, durch die Ansiedlung moderner Industrien wie Halbleiter- oder Batteriefabriken einen Neuanfang zu wagen, haben sich bisher nicht erfüllt.
Thüringen unter Strom: Zulieferbetriebe im Umbruch – Deutschlands wirtschaftliche Kluft
Auch in Thüringen macht sich der industrielle Strukturwandel bemerkbar.
Mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 1,3 Prozent liegt das Land deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.
Die Automobilbranche spielt auch hier eine zentrale Rolle.
Rund 600 Unternehmen arbeiten als Zulieferer, in Summe beschäftigen sie etwa 80.000 Menschen – bei einer Gesamtzahl von rund 790.000 Erwerbstätigen im Bundesland.
Der Druck auf diese mittelständisch geprägte Branche ist enorm.
Die großen Automobilkonzerne geben die wachsenden Herausforderungen auf den Weltmärkten – etwa durch sinkende Margen oder den Ausbau der Elektromobilität – an ihre Lieferketten weiter.
Viele kleinere Betriebe können mit diesem Tempo nicht mithalten.
Fachkräftemangel, hohe Produktionskosten und fehlende Investitionssicherheit verschärfen die Lage zusätzlich.
Deutschlands wirtschaftliche Kluft – Wir bleiben am Ball für Sie. BerlinMorgen.